Oliver Spiess | 6 August 2020

Doppelter Kubbtourleader

Schweizer Meisterschaften im Team

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne: Die Schweizer Meisterschaften in Frick fühlten sich gleich in mehreren Hinsichten wie einer an. Im Anfang war Corona: Mehrere Turniere mussten abgesagt, der Saisonstart auf Ende Juli verschoben werden. Entsprechend euphorisch besucht wurde die Whiskyboys-Trophy in Basel, ebenso frenetisch wurde auch der Sieg jener Misgiboys gefeiert, die als einziges Sechserteam den Ursprungsgedanken des Basler WM-Vorbereitungsturniers hochhielten.

Vor den Schweizer Meisterschaften stellten die verschärften Massnahmen wieder alles auf den Kopf, die Kubbtour 2020 schien unter neuen Bedingungen ihren zweiten Anfang zu finden. Auf der wie für das zweitägige Turnier geschaffenen Fricker Ebnet erwartete die Kubbteams ein neues Finalgatter, geschmückt im Zuge einer edlen Geste der Schweizer Turnierorganisierenden und Kubbclubs. Als spendende Patinnen und Paten trug die gesamte Kubbcommunity im ohnehin planungsunsicheren 2020 dazu bei, die Finalarena des altehrwürdigen Turniers auch dieses Jahr einen Zacken nobler zu gestalten: Die Kubbschweiz geschlossen repräsentierend zierten logogeschwängerte Banden die Grenzen des Kubbhimmels, in dem sich die Kubbspitze der Nation später um die drei Kronen duellieren sollte.

“Die Zukunft des Kubbsports”, so nannte Kubbtour-Präsident Christoph Fischer die coronafreundliche Modusneuheit, die das Turnier-OK dieses Jahr dank Lukas Husers Spiel mit den Einsen und Nullen präsentieren durfte: Statt grossen Menschentrauben vor dem Speakerpult konnten sich die Teams an ihren eigenen Geräten versammeln, um die gespielten Resultate am Handy einzutragen und einen Blick auf die Zwischenstände zu werfen. Ein solcher verriet nach einigen Runden: Die Kronfavoriten sind dabei, ein Überflieger meldet sich an. Während Breitizone und Öpfelbaum sich wenig überraschend auf den oberen Plätzen tummelten, liess sich auch just jenes Rojatschi, welches vergangene Woche noch den Kern des Whiskyboys-Winners Misgiboys bildete, nicht von den Topfeldern vertreiben. Mitten unter den hochgehandelten Titelanwärtern: Nonjimm Cuba ohni Libre; das KCUA-Team, welches gegen sämtliche drei Topteams ein Unentschieden erkämpfte. Spektakulärer wurde es nach der siebenten und letzten Schoch-Vorrunde aber wie so oft in der Mitte der Rangliste: Dort teilten sich zwei Teams den achten Platz, dessen Erreichen für den Einzug in die KO-Phase vonnöten war. Und zwar nicht nur mit exakt derselben Punktzahl, sondern auch mit einem identischen Opponentscore/Buchholzwert. Das Werkzeug zur Entscheidung in extremis: Ein Shoot-Out zwischen dem nebst Breitizone, Nonjimm Cuba ohni Libre, Rojatschi und The Hairnecks einzig ungeschlagenen Team Muletti und Drii-M-Team. Pikant: Die zwei Teams hätten den Viertelfinaleinzug in der letzten Schochrunde beide in der eigenen Hand gehabt; ausgerechnet gegeneinander spielten sie ein 1:1-Unentschieden. Im vermeintlich alles entscheidenden 8+2-Shootout spielten die Teams dann – Unentschieden. Eine zweite Runde musste her und – knapper hätte es nicht sein können – das Drii-M-Team setzte sich durch.

Von der bereits zur Tradition werdenden Schwizi-Currywurst und anderen Leckereien der fabelhaften Fischer-Crew hinter der Bar seit Längerem gestärkt, traten nun also die acht besten Teams zur KO-Phase an. In der ersten Runde kristallisierten sich klare Machtverhältnisse heraus; bloss im Spiel der Horstcrew gegen The Hairnecks ging es über fünf Sätze. Letzteres Team setzte sich zu sechst antretend durch schaffte somit den Einzug ins Finalgatter. Dort warteten mit Nonjimm Cuba ohni Libre die Überflieger des Tages – sie setzten ihren Run fort und verwiesen die Hairnecks mit 3:1 vom Finalfeld. Nebenan duellierten sich Kubbtoursieger Breitizone und das neuformierte KCW-Juwel Rojatschi. Deren Leistung erwies sich als zu konstant, um den Zurzachern eine Chance zu lassen – bei bester Stimmung um die Arena erreichte Rojatschi das grosse Finale. Während die Hairnecks sich gegen ein langsam ausgelaugtes Breitizone den dritten Platz der grossen SM und das Team Harris gegen Chakra meets Hässig die Bronzemedaille der kleinen SM schnappten, kam es in der nigelnagelneuen Doppelarena also zu den zwei Höhepunkten des Tages: die Finalspiele des Profi- und des Amateurturniers. 

Im Spiel um den Titel des besten Kubbteams der Schweiz nahm Rojatschi die Favoritenrolle ein und war den Gegnern dieser gerecht werdend stets einen kleinen Schritt voraus. Bald stand 2:1, und Rojatschi reichte der Einer-Finisseur, den Nonjimm Cuba ohni Libre seinerseits in der Vorrunde unglücklich versemmelt hatte, zum Titel. Ein glücklicher Tag für den Kubbclub Wasserschloss, der das Schweizermeister-Team nun zum zweiten Mal in Folge in seinen Reihen weiss. Doch damit nicht genug: Im Finale der kleinen SM triumphierten mit LaFamilia gleich nochmals drei KCW-Sternchen. Öpfelbaum II musste – wie bereits Öpfelbaum I gegen Rojatschi im Viertelfinale – mit einer 2:0-Niederlage die Segel streichen. Wie der Teamname vermuten lässt, ist es das erste Mal in der Schweizer Kubbgeschichte, dass drei Geschwister sich gemeinsam einen Turniersieg erringen – und ganz nebenbei mit Stefan Obrist noch einen Stiefbruder Schweizer Meister nennen dürfen.

Ob Nonjimm Cuba ohni Libre auch an den folgenden Turnieren ganz vorne mitmischt, wird sich zeigen, aber klar ist: Ein alleiniges Rennen zwischen den zwei Legendenteams Breitizone und Öpfelbaum, wie es die vergangenen zwei Jahre zu beobachten war, wird die Kubbtour 2020 nicht werden. Denn Rojatschi befindet sich nicht nur mit 61 Punkten – die in der turnierreduzierten Saison 2020 noch mehr wert sein werden – Vorsprung auf den Zweitplatzierten an der Kubbtourspitze, sondern nimmt ebendiesen zweiten Platz (mit dem Sechserteam Misgiboys) auch gleich selber ein. Die drei Jungs aus Brugg starteten die Saison zweimal – und setzten sich beide Male an die Spitze. Nichtsdestotrotz zeichnet sich in der Kubbtourrangliste bereits jetzt ein spannendes Bild ab: Während ganz vorne neue Teams stehen, befinden sich die Kubbtourgewinner der vergangenen Jahre ab Platz fünf in Lauerposition. Gut möglich, dass diese noch zuschlagen werden.

Nach dem zum ersten August bestens passenden Siegerehrungsfeuerwerk legte sich Dunkelheit über die feucht-fröhlich feiernde Kubbmeute. Im sich anbahnenden Sturm trotzten einige Nachtschwärmer dem Wetter mit Afterkubb in der Finalarena; kurz nach zehn bereiteten die Winde dem regen Treiben dann doch noch einen unverhofften Schluss. Mit einer einzigen Böe beförderte der Sommersturm die gesamte Festwirtschaftsbedeckung auf die umliegenden Spielfelder, mit ächzenden Lauten stiessen die Pavillons ihre letzten Atemzüge aus. Rettet, was zu retten ist – der erste Tag war besiegelt.

Resultate

Rojatschi Winner 123
Nonjim Cuba ohne Libre Final 62
The Hairnecks! 3. Platz 41
Breitizone Halbfinal 31
DRIII-M-Team Viertelfinal 16
Horstcrew Viertelfinal 16
Tent it up I Viertelfinal 16
Öpfelbaum I Viertelfinal 16
Drive by Shooters Rang 9-16 8
SAD. Rang 9-16 8
Black Dynamite Rang 9-16 8
Dr. Chakkala Mastrolorenzo Rang 9-16 8
Kubbaner I Rang 9-16 8
De Giuseppe und sini Kubbcrew Rang 9-16 8
Muletti Rang 9-16 8
Woodookubber Rang 9-16 8

2020_08_01_SMZwischenbild[700x280]

Schweizer Meisterschaft im Einzel

In den frühen Morgenstunden erhob sich auf dem vom Winde verwehten Turniergelände erneut ein Kubbparadies; zum zweiten Male nahmen die Schweizer Meisterschaften ihren Anfang. Auf dem Programm: die Kür des*der besten Kubbspieler*in der Schweiz! Wiederum im Schochmodus duellierten sich die Teilnehmenden im sonntäglich-familiären Rahmen über  neun Spiele in der Vorrunde. Schnell setzten sich vorne bekannte Namen wie Voegi18, Beni the Gun oder Tatanka fest. Aber auch die Plätze weiter hinten sahen sich nicht zuletzt wegen des topbesetzten Teilnehmendenfeldes stets stark bestückt. So befand sich etwa Vortagessieger Schagg nach der dritten Spielrunde in der hinteren Hälfte der Rangliste, und auch Öpfelbaumlegende Gravensteiner befand sich noch in Runde sechs nur knapp unter den Top30. Beide qualifizierten sich schlussendlich für die Achtelfinals, in welchen die Spielzeiten für das Niveau sprachen: In nur rund 40 Minuten waren trotz Best of 5 sämtliche KO-Spiele gespielt, die Viertelfinals konnten beginnen. Das Duell der beiden erfolgreichsten Schweizer Einzelspieler, Beni the Gun und Gravensteiner, konnte Ersterer klar mit 3:0 für sich entscheiden. Im Spiel nebenan bekundete Teamkollege Winnie schon mehr Mühe: Mit 3:2 ringte er den Hafenkneipenleiter nieder. Mit einem etwas bitteren Nachgeschmack musste sich Titelverteidiger Don Fabiano von Tatanka geschlagen geben. Da der Ausruf des Tiebreaks noch während des dritten Satzes beim Stand von 1:1 durch die Lautsprecheranlage dröhnte, konnte Tatanka zum alles entscheidenden Einer-Finisseur ansetzen – und diesen souverän verwerten. Das eigentliche und meistverfolgte Highlight der Viertelfinals spielte sich aber auf Platz 1 ab. Dort lieferten sich der frischgebackene Schweizer Meister Schagg und Vorrundensieger Buschi, dessen Opponentscore als höchster aller Werte seine Spitzenposition unterstrich, einen verbitterten Kampf. Nach je einem Break zum 1:1 legte Schagg mit einem 8+2er-Finisseur zum 2:1 vor. Als wäre dies nicht genug, doppelte Buschi im bereits begonnen Tiebreak gleich mit einem spektakulären, aber auch dringend benötigten, Dreier-Finisseur zum 2:2 aus. Im letzten Satz war es dann auch er, welcher sich auf acht Meter den entscheidenden Vorsprung erkämpfte und sich – wie bereits im vergangenen Jahr – den Platz in der Finalarena sicherte.

Dort war die Luft jedoch draussen: Ein aufstrebender Winnie liess Buschi keine Chance und verwies ihn ins Kleine Finale. Im zweiten Halbfinale liess Beni the Gun vorerst ebenfalls nichts anbrennen, ehe Tatanka den Schalter umlegte und zum 2:2 ausglich. Zu spät jedoch kam die Reaktion: Beni the Gun schnappte sich den fünften Satz, das teaminterne Finale war besiegelt. Winnie gegen Beni the Gun hiess es – Breitizone gegen Breitizone. Im Spiel um Platz drei schnappte sich Tatanka mit einer souveränen Leistung die bronzene Medaille, im Grande Finale legte Beni the Gun wiederum einen Blitzstart hin. Schnell stand 2:0, für Winnie schien die Luft eng zu werden. Ob Zufall oder nicht: Mit zunehmender Regendichte und anschwellender Lautstärke des Publikums kämpfte sich dieser zurück und schnappte sich den dritten Satz. Im Vierten hätte eine kurze Base-Baisse von Beni the Gun gereicht für den Dreier-Finisseur; wie so oft an diesem Tag spielte Winnie aber auch hier der Sure Shot einen Streich. Nichtsdestotrotz brachte er das 2:2 in der darauffolgenden Runde ins Trockene, nach dem grossen Comeback Tatankas im Halbfinale musste Beni the Gun also abermals über fünf Sätze. Den letzten Satz starteten die beiden Finalisten mit dem Nonplusultra: 2 von 2 Treffern von Beni the Gun beim Anspiel, beide Feldkubbs mit einem Stock und obendrauf drei Basekubbs von Winnie. Nachdem Beni the Gun in der darauffolgenden Runde noch einen Basekubb unversehrt liess, hätte es für Winnie den Zweier-Finisseur gebraucht. Doch zu viele Stöcke galten den Feldkubbs; Beni the Gun besiegelte, an was noch 30 Minuten zuvor beim Stand von 2:0 wohl noch niemand gezweifelt hatte: zum ersten Mal gewinnt er die Schweizer Meisterschaft auch im Einzelwettbewerb.

Breitizone-Aushängeschild Marc Binder tritt so einem erlauchten Kreis bei, den Röshi erst vergangenes Jahr eröffnet hatte: Sie sind die beiden einzigen Schweizer Kubbspieler, denen in ihrer Karriere ein Sieg aller drei Einzelturniere gelang. Aber nicht nur in der ewigen Statistik, auch in der diesjährigen Einzel-Kubbtourrangliste legt Titelverteidiger Beni the Gun mit seinem Sieg wieder gewaltig vor. Das erste lange Kubbwochenende des Jahres ist also vorbei, was bleibt, sind schöne Erinnerungen und der Dank: Danke zuallererst an das Turnier-OK und insbesondere an die unermüdliche Fischer-Gastrocrew für die ziemlich reibungslose Organisation trotz doppelter Erschwerung (Corona und Sturm). Danke aber auch an alle helfenden Hände, die beim Auf- und Abbau, in der Gastro oder am Speakerpult ihren Beitrag zum gemeinsamen Kubbfest beigetragen haben. Besonders erwähnt sei unser Dank an alle Teilnehmenden, der in diesem Fall nicht zur blossen Worthülse verkommt. Die Schweizer Meisterschaften sind ein Event, welches von einem zusammengewürfelten OK organisiert wird und keinen Kubbclub im Rücken hat. Entsprechend angewiesen aber auch dankbar sind wir für die rege Unterstützung, die fast alle Teilnehmenden beim Abbau der Felder und Arena geleistet haben. Es ist ein Leitsatz, der sich ab diesem Jahr sinnbildlich auf den Banden der Finalarena widerspiegelt: die SM – ein Turnier von der Community, für die Community. Die Saison geht weiter; bereits diesen Samstag fliegen in Ostermundigen beim Kubbmasters in Bern wieder die Stöcke. Anmelden kann man sich hier.

Resultate

Beni the Gun (Breitizone) Winner 130
Winnie (Breitizone) Final 65
Tatanka (Tent it up I) 3. Platz 44
Buschi (Dr. Chakkala Mastrolorenzo) Halbfinal 33
Schagg (Rojatschi) Viertelfinal 17
Don Fabiano (Horstcrew) Viertelfinal 17
Gravensteiner (Öpfelbaum I) Viertelfinal 17
Hafenkneipenleiter (Tent it up I) Viertelfinal 17
Fletcher (SAD.) Achtelfinal 9
Voegi18 (Streusalz) Achtelfinal 9
Nonjim (Nonjim Cuba ohne Libre) Achtelfinal 9
JJ (Rope-A-Dope) Achtelfinal 9
Kubb-Elch (Black Dynamite) Achtelfinal 9
Mistöpfel (Öpfelbaum I) Achtelfinal 9
Sparringspartner (Horstcrew) Achtelfinal 9
Gunner (White Socks) Achtelfinal 9
Sir Joe (Kubbaner I) Rang 17-32 5
MadMaks (DRIII-M-Team) Rang 17-32 5
Waakaabiii (LaFamilia) Rang 17-32 5
Junkair (Aber Hallo) Rang 17-32 5
Dare (Horstcrew) Rang 17-32 5
Dr. Feelgood (Wasserschloss 1) Rang 17-32 5
Huusmeischter (Kubbaner I) Rang 17-32 5
Röshi (Rojatschi) Rang 17-32 5
Deadeye Dye (Kolibris) Rang 17-32 5
Nixxen (Päcklidienst) Rang 17-32 5
Pi (Team Harris) Rang 17-32 5
Tschepetto (Rojatschi) Rang 17-32 5
Boskoop (Öpfelbaum I) Rang 17-32 5
Pepe (Breitizone) Rang 17-32 5
Waveman (De Giuseppe und sini Kubbcrew) Rang 17-32 5
Miss Sophie (Ed Waldstrøm) Rang 17-32 5
X
Logge dich ein, um Punkte fürs Einzelranking zu sammeln.

> Passwort vergessen?
> Benutzeraccount erstellen
> Terminorganisation für Veranstalter