Oliver Spiess | 27 Oktober 2021

Standhaft, wie er war: Der letzte König ist gefallen

Nur knapp über den Nullpunkt kletterte der Alkohol im Thermometer, als sich vergangenen Samstag 62 Spieler*innen zum letzten Kubbfest des Jahres bei Chilbert in Döttingen trafen. Schon schneller stieg da der Pegel in den Adern der Kubber*innen – traditionell startet das Turnier nach Bezahlen der Teilnahmegebühr mit der stark beschleunigten oralen Zuführung destillierter vergorener Gerste, und dieses Jahr bot sich den Whiskyskeptiker*innen gar eine genüssliche Alternative. Denn wo die tschechischen Kubber eintrudeln, kann auch etwas anderes nicht fern sein: Honigschnaps! Beeshit also, wie sie es auch liebevoll nennen, stand ebenfalls en masse bereit, und so konnte an diesem Kubbtag eigentlich nichts mehr schief gehen. Für die meisten zumindest: Denn noch bestand die Chance, den Kubbtourleader Boskoop zu stürzen. Vieles hätte dafür stimmen – oder je nach Perspektive falsch laufen – müssen, fast alles dafür Nötige wäre passiert. 

Doch vergleichsweise sorgenfrei fassten sich die meisten anderen Teilnehmenden ihre frostigen Kubbstöcke und durften auch bald die ersten Sonnenstrahlen begrüssen. Der grosse Umsturz bahnte sich indessen im Turnierverlauf nicht an; diejenigen Spieler*innen, die bis anhin auf der Einzelkubbtour ganz vorne mitmischten, liessen sich auch in den späten Runden des Turniers nicht auf dem Tableau missen. Und doch gab es wieder die eine oder andere Überraschung, so platzierte sich etwa Nemo, dessen Aufmarsch schon als so etwas wie ein Comeback betitelt werden könnte, unter den besten Zwanzig. Und auch Meury konnte schlussendlich nach Siegen gegen den zuvor fast das Finale der Hauptrunde erreichenden Stanyny aus Tschechien und gegen den amtierenden Schweizer Einzelmeister Hafenkneipenleiter ins Halbfinale vorpreschen. Dort wartete bereits Schagg, der sich mit einer weissen Weste direkt für die Runde der besten Vier qualifizieren konnte, nachdem er im Finale der Hauptrunde im Klassiker gegen Buschi siegreich vom Platz ging. Auf jenen Schagg waren denn auch viele Augen gerichtet; nach dem Ausscheiden Jeanpettos und dem Nichtantreten Lord Baldemorts und Röshis verblieb er als einziger, der Boskoop – wie Buschi (dieser gegen Beni the Gun, Lüg gegen Teamkollege Gravensteiner) ebenfalls in der Runde der besten Sieben ausgeschieden – den Kubbtourthron noch streitig machen konnte. Doch dafür musste ein Turniersieg her.

Aber vorerst schweift der erzählerische Blick an dieser Stelle auf andere Teilnehmende; auf jene, die sich abseits des Hauptturniers bereits unerbittlich in Sternenbattles um den Job als Mighty Sheriff bewarben. Schlussendlich waren es hier drei, die in der vergangenen Saison zweifelsohne durch ihren Aufschwung auffielen und deshalb keineswegs unverdient in den Halbfinals standen, und einer, mit dem niemand gerechnet hatte: Aline, Kubbirat, Mr. Nice und – der Wolf (mit dem wohl niemand gerechnet hatte, weil die Anmeldung aus Tschechien doch eher spät erfolgte … und vielleicht auch deshalb, weil wohl die wenigsten wussten, wer sich da genau angemeldet hatte). Nachdem sich in der Runde der letzten Zwölf auch Stanyny geschlagen geben und Laci im Galgenmodus seine in unzähligen Battles erkämpften Stricke an Wadli abtreten musste, besorgte besagter Wolf als letzter in einem Turnier verbleibender tschechischer Gast seinen Landsleuten doch noch einen Turniersieg. Im Final verwies er als zuvor fleissigster Sternensammler mit 32 an der Zahl Mr. Nice auf den zweiten Platz, gefolgt von Aline und Kubbirat. Und fürs nächste Jahr heisst das nun wohl: Der frisch gekürte Hüter über Recht und Ordnung wird auch 2022 zum Mighty Kubber antreten müssen. ;-) See you next time guys!

Der obige Satz mit dem Galgenmodus kann jedoch nicht ohne einige erklärende Worte stehen gelassen werden. Denn dieses Jahr liess sich das OK ein weiteres Upgrade des einzigartigen Turniermodus einfallen und schickte alle Spieler*innen, die sich in den Battles um die Sheriffsterne verzockt hatten, ins Turnier der Hanging Men. Dort hiess es dann aber definitiv: alles oder nichts. Und so musste eine*r nach dem*der anderen den Strick an die oder den Überlegen abtreten, bis nur noch zwei übrig blieben. In diesem Fall: Wadli und Hangman’s Judge. Letzterer blieb seinem Namen treu, verlor gegen den Solothurner Wadli und so blieb ihm lediglich, über den zum Hangman gekürten Kubber zu richten: «Fett verdient, unschuldig», lautete das Urteil. Der Galgenmodus stellte an diesem Samstag aber nicht die einzige Neuerung dar, auch für das Tiebreak – oder wie es nun doch schon an einigen Turnieren heisst: Finisher – liess sich der wohl kreativste Kubbmoduskopf der Welt etwas Neues einfallen und taufte die Errungenschaft gleich auf den Namen des Turniers (böse Zungen behaupten, er meine damit sich selbst): Mighty Finisher. Über dessen Zukunft wird die Kubbcommunity richten, doch auf jeden Fall scheint die Idee, die Spiele auch im Finisher noch mit allen Kubbs und mit Schüssen auf alle «normalen» Distanzen beenden zu können, ganz gut zu sein.

Genug der Neuerungen, im Hauptturnier, dem Mighty Kubber 2021, bahnte sich der ganz grosse Showdown an. Während Schagg auch im zweitletzten Spiel des Tages gegen den selbst zum Gegner gewählten Meury triumphierte und diesen somit immerhin vor dem verhassten zweiten Platz bewahrte (obwohl, nach eigener Aussage in einer der Runden zuvor würde Meury die Silbermedaille dieses Mal «fix neh»), spielten sich auf dem benachbarten Feld dramatische Szenen ab. Nicht weniger als sieben Mightytitel vereinten die beiden auf sich, die sich im anderen Halbfinale gegenüber standen: Gravensteiner versus Beni the Gun. Ersterer wähnte sich schon im Grande Finale, als er mit dem Finisseur zum 3:1 fortschritt, doch schnappte sogleich die Helifalle zu. Die komplette Runde wurde wiederholt und endete abermals mit dem Königswurf, doch dieses Mal ging der Satz an Beni the Gun – Züst verhinderte mit dem (absichtlich) vorzeitigen Königswurf gerade noch den falschen Hasen. Im entscheidenden Satz behielt Beni the Gun dann das bessere Ende für sich, und so standen die Finalisten fest.

Während sich Meury im kleinen Finale souverän auf den dritten Platz hievte, stand Mighty nun nur noch ein Spiel zum fünften Titel an «seinem» Turnier im Weg, doch um vieles mehr ging es für seinen Kontrahenten Schagg. Tatsächlich schaffte es dieser bis anhin, auf dem Weg zur einzigen Möglichkeit, die Einzelkubbtour noch zu holen, zu bleiben. Doch den letzten Sieg brauchte es auch noch. Und der Weg in diese Richtung gestaltete sich äusserst steinig. So musste Schagg den ersten Satz nach zwei verworfenen Königsschüssen noch abgeben, im zweiten Satz war es die für seine Verhältnisse schlicht unterirdische Quote auf acht Meter. Umso besser startete er mit zwei Anspielstreffern in den dritten Durchgang, den er im Anschluss mit einem auf den grossen (aka. normalen) Kubbsets selten gesehenen 9-Kubbs-in-einem-Wurf-Wurf auch souverän nach Hause schaukelte. Beim Stand von 2:1 schien der Titel für Beni the Gun in seiner zweiten Runde bereits in Griffnähe: Hätte der letzte Basekubb beim fünften Wurf nicht nur gewackelt, wäre es zum alles entscheidenden Sureshot gekommen. Doch der Kubb blieb bis zum Rundenende standhaft und so packte Schagg die Chance, seinerseits auf der Base auszugleichen. Als wäre der Nervenkitzel noch nicht genug, war es dann in der folgenden Runde Beni the Gun, der den König nur streifte, und alles schien für Schagg perfekt, mit einem 9+1er-Finisseur einen grossen Schritt näher daran zu kommen, Boskoop vom Kubbtourthron zu stossen. In gewohnter Maschinengewehrmanier ballerte er die neun Feldkubbs mit vier Würfen weg, auch der Klotz auf der Base musste weichen, doch der König – blieb unversehrt. Im zweiten Anlauf liess sich Beni the Gun nun nicht mehr lumpen. Trotz eines Strafkubbs schnappte er Schagg mit nur vier Würfen den Titel vor der Nase weg.

Für den einen blieb es also auf bitterste Art und Weise bei «nur» einem Kubbtoursieg 2021 (im Team), der andere konnte mit dem Turniersieg noch auf den dritten Platz vorpreschen und darf sich jetzt fünffacher Mighty nennen. Oder um es in den Worten des Finalkameramanns Lüg auszudrücken: «Crazy!» Zufrieden darf auch jener sein, denn mit fast fünfzig Punkten Vorsprung schnappt er sich zum Jahresende nach seiner sensationellen Verteidigung des Bâton-d’Or-Titels den Jahresgesamtsieg. Mit dem letzten (zwar hartnäckigen, aber dennoch) gefallenen König verabschiedet sich die Kubbtour somit in die Winterpause. Gratulation an alle Spieler*innen und Teams, die in diesem Jahr ihre Ziele erreicht haben – auch wenn es «nur» der Spass war. ;-) Und grössten Dank an alle Organisator*innen, die auch dieses Jahr aus einer gewissen Planungsunsicherheit heraus wieder die wunderbarsten Turniere gezaubert haben. Das nächste Event wird voraussichtlich die Ice-Rink-Kubb-Challenge am 15. Januar in Brugg sein, die Anmeldung geht bald auf der Website des KCUAs online. Schöne Winterpause und bis nächstes Jahr!

Resultate

Beni the Gun (Breitizone) Winner 124
Schagg (Sprezzatura) Final 62
Meury (Brød) 3. Platz 42
Gravensteiner (Öpfelbaum I) Halbfinal 31
Boskoop (Öpfelbaum I) Top 7 18
Hafenkneipenleiter (Tent it up I) Top 7 18
Buschi (Parate Kids) Top 7 18
Mad Maks (Ueli Bier und Tannenzäpfle) Top 12 10
Cheesu (Kubb n Ales) Top 12 10
Stanyny (Kubb klub Police ) Top 12 10
Jeanpetto (Sprezzatura) Top 12 10
Kubb Elch (Beeyond) Top 12 10
Humbeisgi (White Socks) Top 20 6
Nemo (Wayne) Top 20 6
Nado (Bootfägers) Top 20 6
Voegi18 (Beeyond) Top 20 6
Down with the King (Down with the King) Top 20 6
Pepé (Kubb klub Police ) Top 20 6
Sparringspartner (Horstcrew) Top 20 6
Junkair (Aber Hallo) Top 20 6
Anfa Woodz (Tigers Wood) Top 32 4
Fair en Aff (Tent it up I) Top 32 4
The Sting (KCS Hässig) Top 32 4
Montezuma (Karate Kubb) Top 32 4
Laci (Kubb klub Police ) Top 32 4
Tatanka (Tent it up I) Top 32 4
Driiischiii (drü grossi bier) Top 32 4
Keine Kapriolen Rüdigerin (Ed Waldstrøm) Top 32 4
Mr. Nice (KCM) Top 32 4
Dösus (Dösus Kubb Klan) Top 32 4
Drunken Monkey (KubbIngs) Top 32 4
Wadli (Team Chakra) Top 32 4

Podest Einzelkubbtour 2021

2021_10_23_Mighty_Einzelkubbtour[500x333]

 

Podest Mighty Kubber

2021_10_23_Mighty_Kubber[500x333]

 

Podest Mighty Sheriff

2021_10_23_Mighty_Sheriff[500x333]

 

Podest Hanging Men

2021_10_23_Mighty_Hangman[500x333]

X
Logge dich ein, um Punkte fürs Einzelranking zu sammeln.

> Passwort vergessen?
> Benutzeraccount erstellen
> Terminorganisation für Veranstalter