Oliver Spiess | 30 Juni 2022

Die Kubbtourleader ziehen davon, Fislisbach feiert Bronze

Drei Jahre lang mussten sich die Freund*innen der raffinierten Modi und edlen Tableaus gedulden, vergangenes Wochenende war es dann endlich so weit: Es setzte wieder goldene Schisse auf die Klingnauer Schützenmattwiese! Ein kleiner Wermutstropfen schon vorweg: Aufgrund der dieses Wochenende folgenden European Kubb Championships (EKC) entschieden einige Teams, sich bereits eine Woche früher in den freundlichen Norden aufzumachen, um dort frische Brisen und/oder fette Packungen am AHOI Beachkubb in Rostock-Warnemünde zu kassieren. Zuallererst drei der vier letztjährigen Kubbtourgewinner, weswegen das aus Sprezzatura (eben jenes Team, welches sich vergangene Saison die Kubbtourkrone aufsetzen konnte) wiedergeborene Rojatschi nicht zum Kubbmaister in Klingnau antrat und somit gleich den anderen Topteams eine zusätzliche Chance gönnte, an der Rankingschraube zu drehen. Dazu kommt mit Öpfelbaum ein weiteres Spitzenteam, das sich zu zwei Dritteln auf Reisen begab – übrig blieb Baus: Und der gliederte sich gleich ins befreundete Badener Team Tent it up ein. Das gibt zusammen – richtig: Baus it Up! Es mussten aber noch weitere Abwesenheiten verzeichnet werden. So gönnten sich etwa die Spitzenreiter*innen der Liga C, die Oltner Kubbacas, eine Auszeit. Auch hier also beste Voraussetzungen, um auf die überlegen führenden Leader*innen Boden gut zu machen.

Wir wollen nicht noch weiter von Abwesenheiten sprechen, denn so vieles, was ein gutes Kubbturnier ausmacht, war vergangenen Samstag definitiv anwesend im schönen Aargau: Nicht nur das Wetter und die seidenfeine Bar in der Mitte des Platzes halfen mit; auch der bereits bekannte Minispielparcours war wieder am Start und die kubbmaisterfarben erstrahlenden Tableaus, vor denen wohl so manche*r einige Minuten länger stehen blieb als geplant, durften natürlich nicht fehlen. Und so starteten die Teams in den wie so oft angekündigt wiederbelebten Gruppenmodus, in dem sich im Kubbmaister je fünf Teams um den Doppel-KO-Vorteil duellierten, während es im Klingnauer Cup um den Einzug in den Tableaubaum des ersten Schweizer Amateur*innenturniers der Geschichte oder – je nach Ambitionen – des prestigeträchtigen Höseler Cups ging.

Die Vorrunde des Kubbmaister überstanden denn auch sämtliche Teams äusserst erfolgreich: Alle qualifizierten sich mit ihrer Leistung souverän für die KO-Phase, in der es teils noch vor und dann vor allem nach einer Stärkung vom Grill rund ging. Während sich die Gruppenfünften mit einer letzten Chance im Einfach-KO begnügen mussten, durften sich die anderen Teams noch einen Patzer erlauben. Für Verwirrung sorgte es dann aber bei einigen, als sie auch nach dem zweiten verlorenen Spiel noch auf dem Tableau verblieben. Eine Sterbliche im Modushimmel? Auf keinen Fall! Vielmehr kamen jene Teams, die zwar den Doppel-KO erreicht, aber ihr erstes Spiel gleich verloren hatten, nach dem Mittag in den Genuss einer Aufwärmrunde, um es nach einer erholsamen Mittagsruhe erst einmal langsam angehen lassen zu können und sich – ob Sieg oder Niederlage – für die alles entscheidenden Runden in Stellung zu bringen.

Doch auch für die Glücklichsten unter den Glücklichen ist sogar im Himmel irgendwann Schluss, am spätesten – zumindest im Klingnauer und im Höseler Cup – gleich für alle: Dort wurden nämlich alle Ränge ausgespielt. Ganz oben platzierten sich im Höseler Cup die Kubb Cobras vor Loco Quattro Statione, Clockwork und Kubb ä do. Im Klingnauer Cup, wo es dieses Wochenende entsprechend der Teilnehmendenzahl um satte 170 Punkte für die Kubbtourrangliste ging, schafften es zwei nicht ganz unbekannte Teams ins Final. Umgeben von den mit den Namen unsterblicher Legendenteams verzierter Banden der Finalarena standen sich Die 3 Musketier und das Team Harris gegenüber. Stetig schmolz die Base Letzterer weg, während Die 3 Musketier ihre besser halten konnten. Und so gingen diese verdientermassen als Siegestrio vom Platz. Easy Peasy sicherten sich nebenan easy peasy den dritten Rang gegen Die Lits, und im Kubbmaister widmeten sich inzwischen langsam alle den letzten entscheidenden Runden – oder aber dem Minispielparcours, der etwas abseits der Spielfelder die Teams dazu aufforderte, die Resultate ihrer Teamleistung zu dokumentieren, um sich dann mit der Abgabe des Datenblatts am Speakerpult für den kleinen aber feinen – die Gewinner*innen «durften» immerhin von Anfang bis Schluss auf dem Podest stehen – Preis für die besten Rainbows, Tomperformances, Viermeterhammer, Präzisionsschüsse, Setzkünste und Weitwürfe zu bewerben.

2022_06_25_Kubbmaister_2022_podest_klingnauer[530x400]

Resultate Klingauer Cup

Die 3 Musketier Winner 170
Team Harris Final 135
Easy Peasy 3. Rang 110
Die Lit 4. Rang 85
Kolibris 5. Rang 68
Zielwässerli KCL 6. Rang 57
Kreuzler Kubber 7. Rang 49
White Dynamite 8. Rang 43
drü grossi bier 9. Rang 38
AKK47 10. Rang 34
Beamer 12 11. Rang 31
Tent it up II 12. Rang 28
KCS Sweater 13. Rang 26
Gippiger Holzchöpf 14. Rang 24
Die stäckige Stöckli stäckende Stäckli Stöckler Stäcke stocker 15. Rang 23
Grabestampfer 16. Rang 21
Kubb Cobras 1. Rang Höseler Cup 20
Loco Quattro Statione 2. Rang Höseler Cup 19
Clockwork 3. Rang Höseler Cup 18
Kubb a dö 4. Rang Höseler Cup 17

Während Tannezäpfle & Co.KG, Tigers Wood und De Giuseppe und sini Kubbcrew an ihrem Turnier (so genannt seit Giuseppes legendärem Kubbmaisterhattrick in den Jahren 2015 bis 2017 und dem damit verbundenen ehrenvollen Verzicht auf das nach ungeschriebenen Regeln ihnen eigentlich zustehende Recht, den hopfernen Wanderpokal endgültig zu behalten, was mit der ehrwürdigen Geste der Verewigung auf dem dieses Jahr wieder am Gitter der Sportwiese prangenden Plakat vergütet wurde) mit dem Einzug in die Drittelfinals ihre starke Saisonform bestätigen konnten, wobei es aber blieb, standen sich in den Halbfinals die Horstcrew und Baus it Up sowie Breitizone und Een Handvol Trä gegenüber. Mit dem Vorteil der Underdogs ausgestattet, das bedeutet in diesem Fall: lautstarke Unterstützung aus den Reihen des Publikums, was aufgrund des Heimvorteils der Gegner aber gar nicht so unfair erschien, starteten die Fislisbacher fulminant in die Runde der besten Vier und schnappten sich gleich den ersten Satz. Obwohl Breitizone auch nach diesem ersten Satz noch nicht auf Topniveau performen konnte, schien der Weckruf laut genug und die Motoren wurden angeschmissen. In der Folge kam Een Handvol Trä nicht mehr zu vielen Chancen und musste sich in den Kampf um Platz drei verabschieden. Im anderen Halbfinale schien die Teamchemie der Horstcrew mit einer bisher ungesehenen Besetzung trotz starker Leistung des angeheuerten Wadli noch nicht perfekt (was zumindest teils auch am Fehlen des – nach den Worten Leutschs – Oltner Zugpferds Fäbü gelegen haben könnte); auch sie verpassten den Einzug ins Finale.

Im zweitwichtigsten Spiel des Tages schnappten sich dann Een Handvol Trä gegen die Horstcrew gleich noch den dritten Platz, womit wieder einmal eine Medaille eines der ganz grossen Turniere der Kubbtour nach Fislisbach geht. Nach einem langen Kubbtag mit viel Sonne schienen sich im grossen Finale zuerst gewisse Ermüdungserscheinungen breit zu machen. Solche Anzeichen waren auf Seiten der Lokalmatadoren zu bemerken – zwei oder gar drei Nuller in Folge auf vorne sind von Winnie selten zu sehen, doch auch Mighty verzeichnete eine tiefere Achtmeterquote als auch schon –, doch den ersten richtig grossen Bock schossen Baus it Up: Nach einem respektablen Start blieben noch im ersten Satz plötzlich Kubbs im Feld stehen: Auch in weniger gloriosen Zeiten lässt sich Breitizone eine solche Chance nicht nehmen – eins zu null. Und das unter erschwerten Bedingungen: Ein goldener Stock ist von einer Ausgabe eines ebenfalls legendären Schweizer Kubbturniers noch in Erinnerung, ein bzw. zwei goldene Kubbs – das gabs noch nie. Auch wenn die beiden wohl keinen Gamechanger darstellten – das Finale wurde mit zwölf statt zehn Kubbs gespielt und der sechste, goldene Kubb auf jeder Seite musste jeweils als letzter getroffen werden (durfte vorher also auch nicht durch eine Doublette fallen) –, hat das Finalset, das nach seiner Lieferung lange verschollen blieb, bis es in den Tiefen des Breitizonelagers wieder zum Vorschein kam, ganz generell ein Lob verdient: ein edles Detail, die Finalteams und nur die Finalteams auf einem eigens für sie designten Kubbset spielen zu lassen. Wie dem auch sei; Breitizone liess sich auch vom golden glitzernden Kubb nicht beeindrucken und so ging es in den zweiten Satz dieses Endspiels. Nachdem der erste Satz doch schneller als erwartet über die Bühne ging – die Organisatoren und gleichzeitig Finalspieler von Breitizone liessen Baus it Up vor Spielbeginn die Wahl zwischen Best of 5 mit regulärer Kubbanzahl und Best of 3 mit zwei Stück mehr –, entschieden sich die Teams kurzerhand, eine Extrarunde zu drehen. Und diese Entscheidung stellte sich im zweiten Satz als klug heraus: Baus it Up schaltete einen Gang rauf und drückte ihren Kontrahenten einen seidenfeinen 4er-Finisseur rein. Doch dieses Niveau konnten die Badener nicht aufrechterhalten, die beiden Folgesätze entschied Breitizone klar für sich. Somit war das Podest komplettiert: Breitizone schnappte sich nach dem jahrweisen Aufstieg auf den Treppchen (4. Rang 2017, 3. Rang 2018, 2. Rang 2019, Turnierabsage 2020 und 2021) den zweiten Sieg des eigenen Turniers nach 2014 und erhöhte damit den Vorsprung auf ganze 268 Punkte vor Tent it Up, die sich mit dem zweiten Rang auch gleich den zweiten Zwischenrang in der Jahresrangliste und als erstes Team der laufenden Saison die Medaillentricolore sicherten (Sieg am Havana Kubb, Bronze am Dreitannenopen). Auf den nachfolgenden Plätzen lauern nun fünf Teams, die sich mit maximal 125 Punkten Differenz zu den Zweitplatzierten in überschaubarer Reichweite befinden: Horstcrew, Parate Kids, Öpfelbaum 1, Rojatschi und Beeyond. In der Liga B behält KCM die klare Führung, Tigers Wood kann derweil ein wenig Boden gut machen. Und auch in der Liga C gibt es weiterhin unbestrittene Favorit*innen: Die Kubbaccas durften sich ihre Pause unbesorgt gönnen; mit satten 296 Punkten vor drü grossi bier und Die 3 Musketier sind sie weiterhin auf Kurs.

2022_06_25_Kubbmaister_2022_podest_kubbmaister[530x400]

Resultate Kubbmaister

Breitizone Winner 170
Tent it up I Final (Verzicht 1/3) 135
Een Handvol Trä 3. Platz 110
Horstcrew Halbfinal (Verzicht 1/3) 85
Tannezäpfle & Co.KG Drittelfinal 58
Tigers Wood Drittelfinal 58
De Giuseppe und sini Kubbcrew Drittelfinal 58
Parate Kids Sechstelfinal 35
KCM Sechstelfinal 35
Beeyond Sechstelfinal 35
Team Rocket Sechstelfinal 35
KUBBANER Talenta 2 Sechstelfinal 35
Desire for Popes Spit Rang 13-16 24
Kubbaner Talenta Rang 13-16 24
Ed Waldstrøm Rang 13-16 24
Woodookubber Rang 13-16 24

Die Sieger*innenehrung startete indes mit einer ganz anderen Prämierung, einem Unikat der Kubbwelt, einer Trophäe, von dem jede*r Kubbspieler*in träumt: der goldene Schiss. Drei edle Haufen liessen sich auch dieses Jahr wieder in Edelmetall verwandeln und hatten vor dem kritischen Auge der Jury zu bestehen. Beraten durch Kubblegende Beno diskutierten sie lange… Zum Sieger gekürt wurde schlussendlich Mitch, von dessen Schiss im anschliessenden inoffiziellen Abräumen durch Lim Shadys ersten Schuss lediglich ein Kubb zu Fall gebracht wurde. Weshalb besagter Goldesel Mitch nicht auch in den Genuss des Podests kam, ist unklar – auf jeden Fall durften wie oben angekündigt drei andere ihren Ruhm dort entgegennehmen: Beeyond übertrumpfte im Minigameparcours alle anderen weitaus überlegen mit insgesamt 39 Würfen, verteilt auf drei Personen und sechs Posten, oder kurz: Etwas mehr als zwei Würfe brauchte jede Person durchschnittlich für einen Posten. Eine eindrückliche Leistung; bei nicht wenigen Spieler*innen schlich sich bei dem einen oder anderen Posten die Maximalanzahl Würfe (nach sechs noch nicht geschafft = 7) ein, das zweitplatzierte Team kam total auf 58 Würfe. Die Teams, die in den eigentlichen Wettbewerben des Tages unter die drei besten ihres Tableaus kamen, durften dann natürlich auch noch aufs Treppchen und sich dort im Champagner-, Bier- und Konfettiregen feiern lassen.

Nach einem grossen Turnier folgt dieses Wochenende ein noch grösseres, oder besser gesagt: gleich vier! Die Kubbtour pausiert zwar und meldet sich erst am 9. Juli mit dem Sprysse Cup in Basel zurück, für den die Anmeldung hier noch möglich ist, doch der internationale Kubbbetrieb geht weiter: Ebenfalls nach langen zwei Jahren Coronapause kann am 1. und 2. Juli nun endlich die dritte Ausgabe der nationalverbandsgestützten Europameisterschaften stattfinden. Nach den beiden ersten Jahren in Baden (CH) und Antwerpen (BEL) steigt das Spektakel mit rund 120 angemeldeten Teams und 240 Einzelspieler*innen in Wismar, über das die Kubbtourredaktion natürlich ebenfalls berichten wird.

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