Oliver Spiess | 30 Oktober 2022

Spielverderber im eigenen Team: Ein neuer Kubbtoursieger in Olten

Vieles war neu, vieles blieb gleich: Willkommen beim Mighty Kubber 2.11! Bereits acht Mal hatte das ehemalige Organisationskomitee, welches 2014 beschloss, das Zepter in die Hand zu nehmen, um das wohl legendärste Einzelkubbturnier der Welt am Leben zu erhalten, zum Kampf um den prestigeträchtigen Titel geladen und viele Innovationen gebracht (Doppel-KO im Hauptturnier, Sheriffmodus inklusive Stern und passender Gesetzeshüter*innenkleidung, Hanging (Wo)Man, Willkommensshots, epische Flyer). Ein Hoch an dieser Stelle auf Buschi, Hennessy, Mighty (der auch gleich den Namen klaute) und Sevi, die in dieser Zeit trotz Doppelbelastung auch noch insgesamt neun Medaillen am «eigenen» Turnier sammelten! Nun wurde es nach dem langjährigen Engagement Zeit für einen Wechsel. Die bereits 17. Ausgabe des Mighty Kubbers wurde an einen den Kubbspieler*innen nur allzu gut bekannten Ort verlagert: die Bifangmatte in Olten. Dahinter steckt eine Kollaboration aus dem Kubb Club Solothurn und dem Kubb Klub Olten – eine Gegebenheit, die sich auch anhand des Kühlschrankinhaltes erahnen liess (Dreitannen und Öufi)...

Das neue OK-Team wurde denn auch gleich für den Effort belohnt: Für das bereits im tiefen Herbst stattfindende letzte Turnier des Jahres spielte das Wetter erstaunlich gut mit und die Regenjacken wurden schnell wieder eingepackt. Nebst dem Ambiente auf einem der wohl zentralsten Turniergelände blieb das Turnier vielen bewährten Grundlagen treu (erwähnt sei jedoch der Qualitätswandel von Ballatines / Billig-Whisky zu einer Auswahl edler Tropfen als Willkommensgetränke). So etwa beim Modus, der auch dieses Jahr für alle im Doppel-KO startete und für die Ausgeschiedenen dann zwei weitere Chancen für zusätzliche Battles bot. Eine Bemerkung wert sind vielleicht prominente Abwesenheiten des erweiterten Titelanwärter*innenkreises (nebst KCUA- und KCW-Spieler*innen, denen die Hochzeit am Vorabend zum Verhängnis wurde, auch ehemalige Medaillengewinner*innen aus Basel), die dieses Jahr als Kronfavorit*innen Gehandelten liessen sich die Chance allerdings nicht nehmen.

In der Hauptrunde (in anderen Doppel-KO-Modi auch Siegesrunde genannt) bestätigten sich die Stärkeverhältnisse auf dem Papier: Im Halbfinale standen sich mit Beni the Gun, Buschi, Hafenkneipenleiter und Sparringspartner bezeichnenderweise gleich vier der fünf Spieler*innen gegenüber, die nun die ersten fünf Plätze der Einzelkubbtour besetzen. Während sich Buschi hier mit Siegen gegen Sparringspartner (ein erster Etappensieg auf dem angestrebten Weg zum Kubbtourtitel gegen den direkten Konkurrenten und Führenden in der Kubbtourrangliste) und Beni the Gun eine Spielpause verdiente, tummelten sich viele andere Kubber*innen bereits auf den Feldern der Spiele um die Sheriffsterne. Nach abgelaufener Zeit zeichnete sich hier ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab: Während sich der Lagerist klar mit 25 Sternen absetzte, gefolgt von Sting und Wadli mit 19 Sternen, mussten zwei Anwärter*innen ihren Anspruch aufs Halbfinalticket noch untereinander ausmachen: LaMartina und Aerni belegten nach Ablauf der Battlezeit beide exakt 17 Sterne. Im Shootout entschied Aerni das Rennen für sich. Bald musste aber auch er sich aus dem Turnier verabschieden, nachdem der Lagerist zu stark für ihn war. Im anderen Halbfinale lieferten sich die beiden Solothurner ein umkämpftes Match – welches Wadli schlussendlich siegreich verliess. Sting und Aerni einigten sich danach in freundschaftlicher Manier auf den geteilten dritten Platz ohne abschliessendes Battle, während der Lagerist trotz breiter Abwesenheit aus dem Norden doch noch den Basler Wollepräsi stolz machte und Wadli den (perfekten) Aufstieg vom letztjährigen Hanging Man zum diesjährigen Mighty Sheriff doch noch knapp vermieste. Den Sieg des Hanging-(Wo)Man-Turniers trug KL Cool D gegen Loco davon.

Ähnlich erfolgreich wie bei der Sternenjagd erging es den lokalen Kubber*innen bis zu den Drittelfinals auch im Mighty Kubber. Dort mussten die beiden Oltner Don Fabiano und Sparringspartner allerdings gleich gegeneinander antreten – und Ersterer sorgte dafür, den anderen Anwärter*innen auf den Einzelkubbtoursieg nebst dem führenden Sparringspartner (fast) alle Mittel selbst in die Hand zu geben. Im Rennen um den begehrten Titel befanden sich noch Buschi, der bereits im Halbfinale wartete, sowie der Hafenkneipenleiter. Dieser musste sich allerdings ebenfalls gegen den Teamkollegen Tatanka aus dem Turnier verabschieden, diesem folgte als Vierter Beni the Gun, der sich gegen einen stark aufspielenden Gunner durchsetzte.

Der bisher ungeschlagene Buschi hatte nun also die Qual der Wahl: Die Entscheidung fiel auf Tatanka, im anderen Halbfinale ging es zwischen Don Fabiano und Beni the Gun in eine Neuauflage des Finals 2020. Das an diesem Turnier schier unmöglich Erscheinende wurde aber auch dieses Jahr nicht zur Tatsache – nach sieben Medaillen in sieben Jahren sicherte sich Beni the Gun die achte Medaille in Folge bereits mit dem Einzug ins grosse Finale. Spannend war es aber vor allem auch im anderen Halbfinale, denn da konnte sich Buschi mit einem Sieg bereits den Kubbtourtitel sichern, nachdem seine beiden Konkurrenten im Rennen um die Krone bereits im Drittelfinale ausgeschieden waren. Dies tat er souverän, und so stand im letzten Spiel nur noch die ganz grosse Kür einer erfolgreichen Saison an: Sollte es Buschi schaffen, Beni the Gun den vierten (!) Sieg in Folge am Mighty Kubber zu vermiesen?

Endrangliste Einzelkubbtour 2022

1. 655
2. 641
3. 597
4. 563
5. 551
6. 469
7. 444
8. 439
9. 427
10. 368

Anfangs sah es jedenfalls gar nicht danach aus: Bei Buschi schienen sich, insbesondere auf acht Meter, langsam Ermüdungserscheinungen bemerkbar zu machen, Mighty zog sein Spiel einigermassen durch und führte schnell 2:0, nachdem sein Gegner in den ersten beiden Sätzen jeweils die Chance zum 9+1-Finisseur gehabt hätte. Ein dem Kubbgemüt wohltuendes Erlebnis aufseiten des KCUA-Präsis war lediglich die schöne doppelt gemoppelte Doublette im zweiten Satz – Kubb und Stock flogen gleichermassen genau auf den Basekubb zu. Beim Titelverteidiger war indes schon längst die Stabputzmaschinerie, die einigen bereits aus Tschechien bekannt ist (diesmal verkörpert durch die Reinigungsagentur Binder), in Gang gesetzt. Im dritten Satz war es dann allerdings Beni the Gun, welcher auf acht Meter etwas spät zündete. Zu spät? Eigentlich wäre es eine gut machbare Challenge gewesen für Buschi nach einem akzeptablen 10er-Haufen. Doch nach einem Nuller im dritten, einem unglücklichen Einer im vierten Wurf und einem wuchtigen Frustablassen stand er plötzlich vor einer Mammutaufgabe: Zwei Kubbs, weit distanziert nebeneinander, ein Haufen Kubbgeröll dazwischen und nur noch zwei Stöcke übrig. Doch Buschi machte das Publikum wieder einmal staunen, ballerte mit einem Wurf, der allzu fest an die Sensationsdoubie im Finale des diesjährigen KCUA Cups (ebenfalls gegen Beni the Gun bzw. Breitizone) erinnert, beide Kubbs weg und schnappte sich sogleich den dritten Satz. Danach schien Buschi aufgewacht: Nach zwei Nullern seines Gegners beim Anspiel erzielte er gleich vier Treffer, der Finisseur in der nächsten Runde war Formsache und alles schien auf gutem Wege zum doppelten Titel an diesem Tag. Doch im fünften und letzten Satz begann dann das Nervenspiel. Nach einem schleppend vorankommenden Spiel auf beiden Seiten – viel mehr als ein Kubb fiel jeweils pro Runde nicht – war es dann wiederum Beni the Gun, der mit drei Stöcken auf zwei Basekubbs nur knapp den Finisseur zum Sieg verpasste. Aber die Base war nun leer, und bei Buschi musste der 9+1-Finisseur hin, der ihm in den ersten beiden Sätzen zum Verhängnis geworden war. Doch der Basekubb fiel erst mit dem sechsten Stock und in diesem Fall war auch der verworfene Sureshot von Mighty kein Trost mehr, denn der zweite sass und Kameramann Lüg bilanzierte: Mighty, Mighty, Mighty, Mighty (anhängen könnte man noch mehr).

Und so konnte Besagter also wiederum das Siegeskubbset entgegennehmen, auf dessen Kubbs sein Gesicht schon mehrmals eingraviert ist – für Buschi reichte es immerhin auf den ersten Platz der Jahresrangliste, gefolgt von den beiden Horstcrewmitgliedern Sparringspartner und Don Fabiano. Somit verabschiedet sich nun auch die Kubbtourredaktion nach der dichtesten Kubbtour aller Zeiten in die wohlverdiente Winterpause und bedankt sich vor allem bei allen fleissigen Turnierorganisator*innen und Helfer*innen, natürlich aber auch bei allen, welche die Kubbtour auch dieses Jahr als Spieler*innen bevölkert haben. Schon zur Vorabinformation: Die Ice-Rink-Kubb-Challenge wird dieses Jahr leider nicht stattfinden, da das Eisfeld aufgrund der allfälligen Strommangellage nicht betrieben werden kann. Aber wer weiss – vielleicht gönnt Beni the Gun der Schweizer Kubbszene nach einem weiteren Erfolg eine Neuauflage des stets beliebten Reithallenturniers? Auf jeden Fall wünschen wir euch schöne Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr, ade!

Resultate Mighty Kubber 2022

Beni the Gun (Breitizone) Winner 170
Buschi (Parate Kids) Final 135
Don Fabiano (Horstcrew) 3. Platz 110
Tatanka (Tent it up I) Halbfinal 85
Gunner (Een Handvol Trä) Drittelfinal 58
Sparringspartner (Horstcrew) Drittelfinal 58
Hafenkneipenleiter (Tent it up I) Drittelfinal 58
Bohrito (KCS Hässig) Sechstelfinal 35
Fletcher (SAD.) Sechstelfinal 35
FairEnAff (Tent it up I) Sechstelfinal 35
Boskoop (Öpfelbaum I) Sechstelfinal 35
Gravensteiner (Öpfelbaum I) Sechstelfinal 35

Credits für die Fotos (hier und auf Facebook) gehen an die Turnierorganisierenden, danke!

X
Logge dich ein, um Punkte fürs Einzelranking zu sammeln.

> Passwort vergessen?
> Benutzeraccount erstellen
> Terminorganisation für Veranstalter