Lukas Leuenberger | 17 Mai 2022

Hattrick für die Überflieger aus Brugg

Kubb in der französischsprachigen Westschweiz war in den letzten Jahren nicht unbedingt eine Erfolgsgeschichte. Das traditionsreichste Turnier im Welschland war das Gruyère-Kubb, das 2011 seine Premiere feierte und in seiner siebenjährigen Geschichte vor allem durch grosses soziales Engagement in der Region auffiel. 2018 fand es leider zum letzten Mal statt. Im genau gleichen Jahr lief auch die letzte Austragung des Fribourg Kubb M3eting. Das OK rund um das bekannte Kubbteam M3, das lange das einzige welsche Team auf der Kubbtour war, löste sich nach vier Durchführungen auf. 

Und so ist das Tournois Kubb Yverdon-les-Bains noch das einzig verbliebene Turnier in der Westschweiz. Nach zwei coronabedingten Absagen in den vergangenen beiden Jahren fand es heuer endlich wieder statt – bereits zum fünften Mal. Seit 2016 wird also in Yverdon-les-bains am Neuenburgersee gekubbt. Lokale Teams gab es nie viele und auch von den arrivierten Teams aus der Deutschschweiz traten immer nur wenige die längere Reise an. So belief sich die bisherige Turniergrösse auf 12 bis 20 Teams, womit das Tournois Kubb Yverdon-les-Bains das kleinste aller Schweizer Turniere ist. 

Nichtsdestotrotz hat das Turnier des OKs rund um das NiouKubbs' Team Yverdon durchaus etwas zu bieten. Besonders zu punkten vermag es mit einer wunderschönen Location direkt am See. Nichts ist zu spüren von der gängigen Sportplatzatmosphäre, die so oft an Kubbturnieren herrscht. Statt Ballfanggitter und Tartanbahn prägen lauschige Bäume und Seeblick das Geschehen. Umso besser, wenn auch das Wetter mitzuhalten vermag. Und so kam durchaus Ferienstimmung auf, als die Teams kurz vor 10 Uhr auf dem Kubbplatz einliefen. Eine Sommerbrise in der Luft und der Klang von Holz in den Ohren – Kubbherz, was willst du mehr? Mit 21 teilnehmenden Teams wurde dann auch haarscharf ein neuer Teilnehmer-Rekord aufgestellt. Vielleicht auch, weil das Turnier von der Ligarevision profitiert. Zwar zählt es zu der kleinsten Kategorie (16+), es gibt damit aber 100 Kubbtourpunkte für das Siegerteam zu gewinnen – statt 42. 

Das Turnier begann mit einer grossen Gruppenphase, in der sämtliche Teams in eine grosse 21er-Gruppe gesteckt wurden. Alle sechs Runden wurden im Vorfeld ausgelost, was dazu führte, dass einige Mannschaften auf mehrere Topteams trafen, während andere nur vermeintlich einfache Gegner hatten. Der Modus gab folglich während des Morgens viel zu reden, vor allem auch, weil absehbar war, dass es auf einige Stechen vor der KO-Runde hinauslaufen würde. Und so sollte es dann auch kommen... Doch der Reihe nach. 

Das Favoritenteam Glatze Muskel Reis, das bereits vor Wochenfrist das Benefizturnier Kubb for Afrika gewonnen hat, musste gegen kein einziges Topteam antreten und gewann souverän alle fünf Partien mit 2:0. Dahinter klassierten sich mit jeweils 8 gewonnen Sätzen KCM, Breitizone, Kubb & Ales und die Horstcrew. Jeweils 7 Sätze holten sich KCSchakra, It is what it is und Unterholz. Damit standen die 8 Viertelfinalisten bereits fest. Besonders bitter war das Hängenbleiben für die beiden Foyer Teams des KCUA. Die 8 Jungs waren nach durchzechter Nacht in Bern mehr oder weniger direkt nach Yverdon-les-Bains gereist und hatten sich per Los in zwei Teams (Foyer United und Foyer Divided) aufgeteilt. Körperlich arg angeschlagen konnten sie logischerweise nicht die volle Leistung abrufen, liessen aber regelmässig das eine oder andere Glanzlicht aufblitzen. In der letzten Runde kam es schliesslich zum direkten Duell, in dem sie sich brüderlich fair 1:1 trennten – à la Nichtangriffspakt von Gijón. Erst danach wurde aber klar, dass beide Teams ein 2:0 gebraucht hätten, um sicher weiterzukommen. Statt eines sicheren Teams im Viertelfinal waren nun also beide draussen… 

Ganz vorbei war das Turnier für sie indes noch nicht, von Platz 9 bis 16 wurden nun die Ränge ausgespielt. Im Hauptcup kam es nun zu den absehbaren Stechen, um die genaue Rangierung zu definieren, bevor schliesslich die KO-Runde startete. Und die Viertelfinals hatten es in sich, es kam zu einigen faustdicken Überraschungen. Weiter nicht auf Touren kommt beispielsweise die Horstcrew, Kubbtour-Sieger von 2017 und 2020. Zum siebten Mal in Folge verloren die Oltner einen Viertelfinal und dies einmal mehr äusserst knapp. Gegen die Berner Kubb & Ales führten sie rasch mit 1:0 und hatten gar einen Königswurf für das entscheidende 2:0. Doch die Mundiger drehten auf und spielten von da an umwerfend gut. Schliesslich gewannen sie mit 2:1 und zogen in das Halbfinale ein. Mit dem gleichen Resultat und nicht weniger überraschend bodigte das Brugger 4er-Team It is what it is die Zurzacher Breitizone. Auch hier lag der Favorit mit 1:0 in Front, bevor er ins Straucheln geriet. Vier ausgelassene Könige und ein völlig missratener letzter Einwurf besiegelten das Schicksal von Breitizone – während die Brugger angeführt von einem nimmermüden Mitsch ausgelassen über die Halbfinal-Qualifikation jubelten. Auch im dritten Viertelfinal düpierte das schlechter klassierte Team der Gruppenphase den vermeintlichen Favoriten. Unterholz aus Wettingen bodigte dank starkem Spiel das Mellinger Fanionteam KCM. Die Mellinger waren mit drei Teams angereist und hatten gleich Camping-Urlaub mit der ganzen Familie angehängt. Im vierten Viertelfinale gab sich Glatze Muskel Reis indes keine Blösse und besiegte die Solothurner kcschakra mit 2:0. 

Vier Viertelfinale und drei Überraschungen – das hatte es auf der Kubbtour schon lange nicht mehr gegeben. Mit ein Grund war sicherlich auch, das nicht rotierend gesetzt werden musste. Während dies früher noch gang und gäbe war, ist diese Regel auf der Kubbtour längst verschwunden. Besonders Topteams zeichnen sich dadurch aus, dass alle im Team über gute Setz-Qualitäten verfügen. Für Underdogs ist es entsprechend einfacher den Grossen ein Bein zu stellen, wenn nur jemand aus dem Team einwerfen muss. 

Die Halbfinale hätten dann unterschiedlicher nicht sein können. Während Glatze Muskel Reis weiterhin makellos blieb und gegen Unterholz einen raschen 3:0-Sieg einfuhr, verkam das andere Spiel zu einem langen Nervenkrimi, der schliesslich im Tie-Break entschieden werden musste. Die beiden Überraschungsteams Kubb & Ales und It is what it is verlangten einander alles ab und lieferten sich ein enges Duell, mit einigen ausgelassenen Chancen hüben wie drüben. Schliesslich setzten sich die erfahreneren Berner mit 3:2 durch. Für Kubb & Ales ist es das erste grosse Finale seit 2017, als sie ebenfalls in Yverdon-les-Bains im Endspiel standen. Damals verloren Sie gegen die Sonnekönige, also Jacky, Chipsy und Nixxen. Und die beiden ersteren standen ihnen nun auch dieses Male gegenüber, komplettiert von niemand geringerem als Züst. Glatze Muskel Reis, das auch in dieser Kombo am EKC spielen wird, gehört da sicherlich zu den ganz heissen Schweizer Eisen im Feuer. Und so war es dann auch nicht verwunderlich, dass die Jungs auch im Finale Reis, Glatzen und Muskeln spielen liessen und den bedauernswerten Berner Gielen – die weit von ihrem Exploit im Viertelfinale entfernt waren – nicht den Hauch einer Chance liessen. Ein rasches 3:0 war die Folge. Jacky und Chipsy, die mit ihrem Stammteam Rojatschi bereits das Kubb it up gewonnen hatten, feierten damit einen eindrücklichen Hattrick zu Saisonbeginn, wenn man das Benefizturnier Kubb for Afrika vor einer Woche auch dazu zählt. Es wird spannend sein zu sehen, welches Team die Dominatoren in dieser Saison zum ersten Mal zu schlagen vermag. Für Kubb & Ales blieb es also bei der Silbermedaille. Mit vier silbernen und vier bronzenen Medaillen sind sie nun das erfolgreichste Kubbteam, das noch nie ein Turnier gewinnen konnte. Beim ersten Einsatz gleich die erste Medaille holte indes das Brugger 4er-Team It is what it is dank einem Sieg im kleinen Finale über Unterholz. 

Im unteren Cup, also den Rangierungsspielen von Platz 9 bis 16, blieben die beiden Foyer Teams ungeschlagen und standen sich somit im Finale gegenüber. Foyer Divided gewann schliesslich mit 3:2 und holte sich den einen Geschenkkorb doch noch ab. Das Podest komplettierte Shoot first aka hässig aus Solothurn. 

22_05_14_Yverdon_Podium untenDas Podest des unteren Cups mit Foyer Divided, Foyer United und Shoot first aka Hässig.

Weiter geht es nächste Woche mit karibischen Flair in Basel. Das Havana Kubb organisiert von den Kubbanern findet nach zwei Jahren Pause endlich zum zweiten Mal statt. Anmelden kann man sich noch hier.

Resultate:

Glatze Muskel Reis  Winner 100
Kubb n Ales  Final 80
It is what it is  3. Platz 65
Unterholz  Rang 4 50
KCM  Rang 5 40
Breitizone  Rang 6 (Verzicht 1/3) 22
Horstcrew  Rang 7 29
kcschakra  Rang 8 25
Foyer Divided  Rang 9 22
Foyer United  Rang 10 20
Shoot First aka Hässig  Rang 11 18
Woodookubber  Rang 12 17
Nioukubbs Team I  Rang 13 15
The Mushrooms  Rang 14 14
BÖG  Rang 15 13
Oberörbara  Rang 16 13
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