Lukas Huser | 31 August 2022

VM i Kubb - quo vadis?

Die Kubb WM 2022 ist Geschichte - und hinterlässt nicht nur bei den Schweizer Teams gemischte Gefühle.

Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause sollte im 2022 die Kubb WM in Gotland endlich wieder durchgeführt werden, die Vorfreude ist riesig, die Erwartungen der Schweizer Teams nach den erfolgreichen WM-Teilnahmen 2019 und 2018 ebenfalls. Für viele ausländische Teams erfolgt ein erster Dämpfer aber bereits vor dem Turnier. Die traditionelle Afterparty und vor allem das Camping neben dem Turniergelände wurden gestrichen.

Früh zeichnet sich ab, dass nur wenige ausländische Teams den Weg nach Gotland auf sich nehmen werden. Aus der Schweiz reisen die amtierenden Vizeweltmeister Hørstbröd, die KP Wild Dogs, sowie die KCWUA-Kombo Misgiboys nach Schweden. Neben ambitionierten Teams aus der Schweiz und Deutschland reisen die Titelverteidiger aus Belgien an. Weitere belgische oder tschechische Teams sucht man jedoch vergebens. Für einen Farbtupfer sorgen die Japaner, die zum ersten Mal an der WM teilnehmen, sportlich jedoch nicht mit den arrivierten europäischen Teams mithalten können.

Die Vorfreude der Schweizer Teams wird durch die Gruppenauslosung weiter getrübt. Für 16 Gruppen gab es 19 gesetzte Teams und "konsequenterweise" auch drei 5er-Gruppen neben den üblichen 4er-Gruppen. Die vier Top-Teams des letzten Turniers wurden in die vier Äste des KO-Baums gesetzt, soweit so gut, die übrigen qualifizierten Teams werden den Gruppen zugelost. "It's a lottery", wie es ein langjähriges OK-Mitglied treffend ausdrückte. Der Zufall wollte es, dass Hørstbröd einer der drei Gruppen mit zwei gesetzten Teams zugeteilt wurde und dass dann ausgerechnet das zweite qualifizierte Schweizer Team, die KP Wild Dogs, ebenfalls dieser Gruppe zugelost wurden. Immerhin: zwei Teams aus jeder Gruppe kommen weiter. Aber: auch das dritte Schweizer Team, die Misgiboys, welche sich über den Freitag qualifizieren mussten, kamen direkt in jene Gruppe, welche im Sechzehntelfinale auf die Schweizer Gruppe trifft. Es kommt also bereits in der ersten KO-Runde erneut zum Schweizer Duell - und ein Team wird ausscheiden.

Die KP Wild Dogs zu Besuch bei den Misgiboys - zur gemeinsamen Vorbereitung auf das Turnier und zum Grillabend

Und so kam es, wie es kommen musste. Die Misgiboys qualifizierten sich locker für den Samstag. Dort trafen sie in der Gruppe auf Stranded Goose, und konnten sich als Gruppenzweite hinter dem schwedischen Titelkandidaten für das Sechzehntelfinale qualifizieren. Hier werden sie mit Sicherheit auf ein Schweizer Team treffen, je nach Ausgang des Spiels Hørstbröd vs KP Wild Dogs in der anderen Gruppe. Die beiden Schweizer Teams setzen sich in ihrer 5er Gruppe locker durch, die Qualifikanten vom Freitag vermögen die Routiniers aus der Schweiz kaum zu fordern. Es kommt zum ersten Schweizer Duell zwischen Hørstbröd und den Wild Dogs. Weiter sind beide, aber auf beide wird ein starkes Team warten, entweder die Misgiboys oder Stranded Goose. Es geht um nichts und alles. Wer jedoch nicht nur den nächsten Gegner, sondern den ganzen KO-Baum im Auge behält, will trotzdem gewinnen. Als Gruppenerster erhält man den gesetzten Platz der Hørstbröds im KO-Baum und wird frühestens im Halbfinale auf die anderen gesetzten Top-Teams treffen. Die Wild Dogs sind einen Tick präsenter, spielen bei schwierigen Bedingungen etwas solider, und können sich gegen Hørstbröd durchsetzen.

Es kommt zum dramatischen Showdown im Sechzehntelfinale zwischen den Misgiboys und den KP Wild Dogs. Bei konstantem Wind und teilweise starken Böen wählen viele Teams statt des Anspiels die bessere Seite mit leicht schrägem Rückenwind. Die Daheimgebliebenen fiebern über den Live-Stream mit. Während beide Teams mit den Würfen auf acht Meter Mühe bekunden, wird bei den Misgiboys auch das Einwerfen zum entscheidenden Faktor. Dank aussergewöhnlich starkem Spiel der Misgiboys auf die Feldkubbs bleiben alle drei Sätze hart umkämpft. Die Misgiboys können zum 1:0 vorlegen, die Wild Dogs ziehen nach zum 1:1. Im entscheidenden Satz bleiben die Wild Dogs konsequent und bringen ihr Spiel durch.

Den Hørstbröds läuft es derweil nicht nach Plan. Als Gruppenzweite müssen sie nun gegen das Top-Team Stranded Goose antreten. Bei einem Spiel auf Augenhöhe ziehen sie trotz allem den Kürzeren. Und so müssen die Schweizer Fans ernüchtert feststellen, dass in den Top 16 nur noch ein Schweizer Team verblieben ist: Die KP Wild Dogs werden es richten müssen.

Während sich Hørstbröd nach dem Out im Sechzehntelfinale noch für die Lilla VM anmelden können, verpassen die Misgiboys die Deadline für die Anmeldung, das Sechzehntelfinale dauerte zu lange, eine Anmeldung für die Lilla VM war danach nicht mehr möglich. Für sie ist das Turnier nach der ersten KO-Runde somit definitiv vorbei. Hørstbröd kämpft sich bis in das Finale der Lilla VM. Aufgrund eines Ausfalls eines Spielers im Team spielen sie teilweise zu fünft, finden dann Noah als Ersatz und können sich nach der Silbermedaille am Hauptturnier bei der letzten Teilnahme immerhin noch über Silber an der Lilla VM freuen.

Hørstbröd feat. Noah freuen sich über die Silbermedaille an der Lilla VM

Die Wild Dogs können sich trotz schwierigen Bedingungen im Hauptturnier weiter durchsetzen. Im Achtelfinale und im Viertelfinale treffen sie auf die schwedischen Teams Kubbmeisters und Ad Inferos. Beide Spiele sind hart umkämpft, aber die Wild Dogs können das bessere Ende für sich behalten. Im Viertelfinale liefern sie ihr bestes Spiel des Tages ab, was gegen einen äusserst starken Gegner auch dringend nötig war.

Damit stehen die KP Wild Dogs im Halbfinale und somit in der legendären Finalarena - dem "Gatter" - der Kubb WM 2022. Dort treffen sie auf bekannte Gesichter. Hinter dem Team FSU verbergen sich die Kubb'Ings, unterstützt durch zwei amerikanische und einen schwedischen Spieler. Die Wild Dogs erwischen einen guten Start und gehen schnell 1:0 in Führung. Dann wendet sich jedoch das Spiel. FSU dreht nach einem holprigen Start voll auf - bei den Wild Dogs läuft auf acht Meter aber gar nichts mehr. Konsequent bringen FSU den zweiten und dritten Satz durch - und ziehen damit ins Finale ein.

Derweil treffen im anderen Halbfinale die beiden schwedischen Top-Teams Blue / Orange und Stranded Goose aufeinander. Blue / Orange konnte sich in einem zähen und langwierigen Spiel gegen den Titelverteidiger aus Belgien im Viertelfinale durchsetzen und behielt auch gegen Stranded Goose die Nase vorn. Im Finale standen sich also viele ehemalige Weltmeister gegenüber. FSU beweisen ihre Turnierqualitäten und profitieren auch von einem Fehlwurf ihrer Gegner auf den König - und schaffen das Meisterstück: sie holen sich den Weltmeistertitel! Im kleinen Finale läuft es den Wild Dogs weiter nicht nach Wunsch, gegen die stark aufspielenden Stranded Goose fehlt die Kraft - der undankbare vierte Rang ist die logische Konsequenz.

Neben den sportlichen Leistungen gab dieses Jahr auch die Turnierorganisation - wie bereits in früheren Jahren - Anlass zu Diskussionen bei den Teams.

Konnte die Weltmeisterschaft früher noch mit Einzigartigkeit, Atmosphäre, Internationalität und Grösse punkten, verblassen diese Merkmale zusehends neben weiteren grossen internationalen Turnieren. Wer früher gegen die besten Teams spielen wollte reiste nach Gotland. Die internationale Kubb Community hat sich in den letzten Jahren stark entwickelt und vernetzt - und trifft sich nun bevorzugt an anderen Turnieren, sei es in Schindhard, am KCUA Cup oder am EKC. Daneben fallen die seit Jahren gepflegten Sonderheiten an der WM immer stärker ins Gewicht. Nicht nachvollziehbare Gruppeneinteilung, unklare und uneinheitliche Regelauslegung, fragwürdige Schiedsrichterentscheide, fehlendes Zeitmanagement. In diesem Jahr wurde zudem das Camping neben dem Turniergelände und die Afterparty gestrichen, das Essensangebot bereits am späten Nachmittag und damit weit vor Turnierende eingestellt. Die Turnierorganisatoren möchten sich auf das Wesentliche konzentrieren. Insbesondere die ausländischen Teams nehmen dies aber vor allem als Abbau bei der Infrastruktur wahr - und fragen sich mehr denn je, ob die weite Reise nach Gotland der Mühe noch Wert ist.

Während viele belgische und tschechische Teams bereits seit einigen Jahren konsequent nicht mehr zur WM fahren, schaffte es der Hauptschiedsrichter im Alleingang erneut gleich mehrere Teams zu vergraulen. Ungefragtes Eingreifen, kombiniert mit fragwürdigen Entscheidungen z.B. wegen minimalem Übertreten, führten zu Frust bei den Teams. Ein Viertelfinalspiel wurde unnötig in die Länge gezogen aufgrund von aberkannten Königswürfen, ebenfalls wegen minimalem Übertreten. Ein unverständliches und überzogenes Verständnis von Korrektheit, das für den Kubbsport in keiner Weise hilfreich ist.

Und doch: Das Interesse am Turnier bleibt hoch, das beweisen nicht zuletzt die hohen Zuschauerzahlen bei den Live-Streams. Aber: Die internationale Kubb-Community scheint das Geschehen lieber aus der Distanz zu verfolgen, als den Weg nach Gotland auf sich zu nehmen.

VM i Kubb - wohin geht die Reise? Wir wünschen uns, dass das Turnier wieder zu alter Grösse findet und zur Inspiration und zum Pflichttermin aller Kubbverrückten rund um die Welt wird. Dazu müsste aber ein Wille zur Veränderung bei den Turnierorganisatoren erkennbar sein, den viele ausländische Teams seit Jahren schmerzlich vermissen - und ihre eigenen Konsequenzen ziehen.

Resultate VM i Kubb 2022:

FSU
Winner
Blue / Orange Final
Stranded Goose 3. Platz
KP Wild Dogs Halbfinal
The Belgian Bastards Viertelfinal
Ad Inferos Viertelfinal
Jankanas Viertelfinal
No Ragrets Viertelfinal
Team Kubbmeisters Achtelfinal
Sinking Royal Achtelfinal
Bogart Bay Achtelfinal
Famous K Achtelfinal
Team Burgsvik Achtelfinal
Mulde gård och fritid Achtelfinal
Burs Broilers Achtelfinal
Rubb och Kubb Achtelfinal
Hørstbröd 1/16-Final
Misgiboys 1/16-Final
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