Oliver Spiess | 6 September 2022

Jubiläumsturnier in Leuggern: Breitizone werden die Goldmedaillen gestrichen und ein weiteres Team knackt die 1000-Punkte-Marke

Freitag: Die wohl schönste Kubbarena der Welt wird eingeweiht

Obwohl das neue Punktesystem der Kubbtour die Lage etwas entschärft (mit dem alten System hätte der Titel am diesjährigen KCUA Cup satte 262 Punkte eingeschenkt, der zweite Platz lediglich 131 Punkte), war auch dieses Jahr wieder klar: Das grösste 3er-Kubbturnier der Geschichte, der zehnte KCUA-Cup, wird für den Ausgang der Kubbtour(en) wieder eminent sein. Denn bereits am Tenedokubb vergangene Woche konnten die Leader von Breitizone die magische 1000-Punkte-Marke in der Kubbtourrangliste knacken, mit knapp 200 Punkten Vorsprung (was in etwa dem Sieg an einem Turnier der Kategorie 1 entspricht) auf die zweitplatzierte Horstcrew. Nebst vielen anderen Nova gab es bei der diesjährigen Ausgabe des KCUA Cups aber auch eines, welches der Breitizone richtig gefährlich werden konnte (zusätzlich zum international stark besetzten Teilnehmendenfeld, gegen welches sie aber in der Vergangenheit schon anzukämpfen wussten): die erstmalige Teilnahme dreier KCUA-Legenden, die das Turnierzepter für einmal an andere Grössen des KCUA abgeben durften. Die «KCUA Jungfrauen», wie sich das Team aus Turnierdirektor und Stimmungschef Buschi, Modusmeister Jonas und Gastroleiter Vögi entsprechend seiner erstmaligen Teilnahme am eigenen Turnier nannte, versprachen eine explosive Mischung, die es erst einmal zu bezwingen galt.

Zum zehnjährigen Jubiläum kündigte der grösste Kubbverein der Welt (seit vergangenem Wochenende über 80 Mitglieder) an, wieder einmal eine Schippe draufzulegen. Und auch wenn, bei einem Turnier dieser Grösse verständlich, es hin und wieder drunter und drüber ging, hielt das Turnier-OK, was es versprach. Bei der Ankunft am Freitagabend zum prestigeträchtigen Bâton d’Or wurden die Teilnehmenden erst einmal von einer massiv aufgerüsteten Finalarena begrüsst: Statt einem Feld umzäunte die zum Geburtstagsfest neu gezimmerte Holzarena gleich zwei Felder, entlang der Banden hielten die heiligen sechs Könige liebevoll mit Efeu und Lichterketten verziert die Stellung und hinten dran warteten nicht nur zwei Holzpalettentribünen, die bereits im Voraus WM-Stimmung während der entscheidenden Spiele erahnen liessen, sondern auch ein weiterer riesiger Holzkönig, aus dem die durstige Meute mit Bier versorgt wurde.

Entsprechend stand dem Start des Kubbspektakels des Jahres nichts mehr im Wege – ausser dem Regen, der bereits zum ersten Mal furios für matschüberzogene Füsse und Festivalstimmung sorgte. Und so starteten die 124 Spielerinnen und Spieler mit leichter Verspätung in den Bâton d’Or, kurze Zeit nach Turnierbeginn sprinteten direkt vom Flughafen kommend auch die letzten Angereisten aus Berlin auf ihre Spielfelder. Gleich zu Beginn gab es im erbarmungslosen Modus – um möglichst vielen Personen die Teilnahme zu ermöglichen, startet das Einzelturnier jeweils erst am Abend und im Einfach-KO – knallharte Überraschungen. So etwa von Pabst, welcher in der ersten Runde mit einer Glanzleistung den Sieger von 2018, Mettes, aus dem Turnier in den Bâton Rouillé beförderte. Dort duellierten sich die in den ersten beiden Runden des Hauptturniers Ausgeschiedenen um den begehrten rostigen Kubbstab. Auch in diesem Turnier liess sich aber das Teilnehmendenfeld sehen. So musste beispielsweise Drunken Monkey, der Viertplatzierte des Bâton d’Or in den Jahren 2019 und 2021, bereits früh die Segel streichen und auch Kyriakos Kubbodopoulos (aka. Fralu; Erster am Bâton d’Or 2016, Zweiter 2020 und Dritter 2021) mischte im Bâton Rouillé mit, nachdem er durch mysteriöse Umstände verursacht eine Niederlage eingetragen bekam. «Nicht dabei» waren indes die Rostfinalisten des vergangenen Jahres, Buschi und Gesus300. Sie schieden erst im Achtel- bzw. Sechzehntelfinale aus dem Hauptturnier aus und durften somit auch im Bâton Rouillé nicht mehr die Karten neu mischen. In der Folge spielte sich nur ein Schweizer Kubber im Kampf um den rostigen Stab nach ganze vorne: Der Fislisbacher Vertigoo avancierte bis zum Halbfinalisten und konnte sich nach dem verpassten Finaleinzug und einem anschliessenden Sieg den dritten Platz schnappen. Dafür zahlte sich für zwei von weit Angereiste die lange Anfahrt aus: Der Schwede Mr Helanderz (welcher mit total unglaublichen 3400 Kilometern per Auto zusammen mit Mrs Helanderz wohl die mit Abstand längste Reise zurücklegte) errang in der Finalarena gegen Karlos aus Tschechien den ersten Platz.

Im Haupt-Einzelturnier schien sich nach dem Ausscheiden des zweimaligen Siegers Boskoop im Sechzehntelfinale das Machtvakuum aus Schweizer Sicht schnell zu schliessen: Mit gleich vier Spielern – Don Fabiano, Gravensteiner, Schagg und Vögi18 – startete die Kubbtour in die Viertelfinals. Aber nur einer schaffte den Sprung ins Halbfinale, und ein ganz anderer machte primär von sich reden: Stanyny, frisch gekürter Europameister im 6er-Team, eliminierte nicht nur den Einzeleuropameister von 2019, Nicolas Neyt, sondern schmiss im Anschluss auch gleich noch den amtierenden EM-Vierten Gravensteiner aus dem Turnier. Einen ähnlich beeindruckenden Weg legte sein Halbfinalgegner Jeti aus Belgien zurück: Dieser blieb gegen den amtierenden Einzeleuropameister Castrel und einen der Mitfavoriten, Schagg, erfolgreich, musste sich aber ein Spiel vor dem grossen Finale geschlagen geben. Indes vermieste Don Fabiano mit einem Sieg gegen John Marston den Belgierinnen und Belgiern den Einzug ins Endspiel komplett – und erhielt seine Chancen, in der Einzelkubbtour nochmals zu Buschi und Teamkollege Sparringspartner aufzuschliessen, aufrecht. Und so schritten die besten zwei Spieler des Abends zu später Stunde, lange nach Mitternacht, in die nigelnagelneue Arena, um die sich die Wachgebliebenen zum Grande Finale versammelten.

Dort startete Don Fabiano fulminant, im ersten Satz liess er dem tschechischen Rivalen keine Chance. Während sich Ersterer auf hinten nur einen Nuller erlaubte, liess Stanyny die Base gegenüber unberührt. Obwohl der Oltner im zweiten Satz bis und mit dem vierten Basekubb sogar ganz ohne Fehlschluss blieb, reichte eine Runde zum entscheidenden Dreh: Ein Nuller auf vier Meter, ein unglücklicher Wackelkubb und Stanyny schien im Match angekommen: 1:1. Im dritten Satz fuhren aber plötzlich beide Spieler ein Zwischentief ein, mit mässigen Leistungen und nach zwei verworfenen Königswürfen von Stanyny schnappte sich Don Fabiano den dritten Durchgang zur abermaligen Führung. Im vierten Satz wurde dem Tschechen nach einer perfekten Achtmeterrunde beinahe wieder der Sureshot zum Verhängnis. Abermals wollte der König mit zwei Würfen nicht fallen, doch Fäbu bescherte ihm eine letzte Chance zum Ausgleich – und die nutzte er nach einer starken Einwerfrunde mit gleich zwei Awardkubbs sogleich mit dem ersten von drei weiteren Königwürfen. Der alles entscheidende Durchgang sollte zur Zitterpartie werden. Während sich Stanyny auf vorne zu viele Nuller erlaubte, wollten bei Don Fabiano die Basekubbs nicht mehr fallen: «Es isch eifach plötzli huere schwerig», meinte er, die Nerven seien nicht das Problem. Doch vielleicht waren sie es auf der anderen Seite: Stetig fortschreitend kam der Oltner seinem Ziel immer näher, bis es dann schon gegen die frühen Morgenstunden gehend so weit war: Mit sechs Stöcken reichte es gerade noch so für den 7+1er-Finisseur, der Turniersieg war errungen! Und wie zur Bestätigung, dass er auch wirklich den schwierigeren Weg beschritten hatte, schnappte sich sein Halbfinalgegner John Marston im kleinen Finale gegen Jeti noch die bronzene Medaille. Somit gehört die Einzelkubbtour nun zu jenen Jahreswertungen, in denen es nochmals richtig spannend werden könnte: Don Fabiano schnappt sich mit dem Sieg des grössten Einzelturnieres der Schweiz 200 saftige Punkte und liegt damit weniger als 100 Punkte hinter dem führenden Teamkollegen Sparringspartner, dreissig Punkte hinter Buschi und lediglich einen Punkt vor Voegi18. Mit den Streichresultaten, die nun langsam aber sicher bei allen greifen, wird es aber schwieriger, Boden gutzumachen. Gut möglich deshalb, dass der Mighty Kubber als letztes bevorstehendes Einzelturnier und allerletztes Turnier des Jahres für die Entscheidung sorgen wird, da es dort (entgegen der Teamturniere) noch mächtig Punkte zu holen geben wird.

Resultate Bâton d'Or 2022:

Don Fabiano (Horstcrew) Winner 200
Stanyny (Strojari a svarec) Final 160
John Marston (Ne Kubb Saté) 3. Platz 130
Jeti (Skubb onder A gat) Halbfinal 100
Gravensteiner (Öpfelbaum I) Viertelfinal 64
Schagg (Rojatschi) Viertelfinal 64
Vögi18 (Beeyond) Viertelfinal 64
Eros Atomus Maximus (ILTIS) Viertelfinal 64
Hafenkneipenleiter (Tent it up I) Achtelfinal 34
Winnie (Breitizone) Achtelfinal 34
Hajasek (KNS Našrot) Achtelfinal 34
Buschi (Parate Kids) Achtelfinal 34
Meury (Whiskyboys) Achtelfinal 34
Nicolas (Beast) Achtelfinal 34
Gucu (KNS Našrot) Achtelfinal 34
Castrel (Kubb Monsieur) Achtelfinal 34

Samstag: Zwei kubbtourführende Teams ziehen davon, eines kommt langsam in Bedrängnis

Nach einer durchtränkten Nacht (zumindest der Regen floss aber glücklicherweise erst nach dem Ende des Einzelturniers wieder richtig), schien es die Wetterlage vorerst gut zu meinen mit den knapp 400 angereisten Personen, die den zehnten KCUA Cup somit zum grössten 3er-Kubbturnier machten, das je organisiert wurde. Die Sonne blinzelte sogar einige Male und schon konnten die ersten Teams in den Schochmodus starten. Doch die Freude währte nicht lange: Bereits im dritten Spiel setzte ein Gewitter stärker denn je an diesem Wochenende ein. Nachdem der horizontale Regen zwar Hunderte Menschen aufs Mal zu ihren Regenjacken unter den Zelten rennen liess, das Turnier-OK aber zum Weiterspielen ermunterte, war diesem ein gefährlich nahe einschlagender Blitz doch genug und die Teams wurden zur Sicherheitsspielpause in den Schermen gebeten.

Über die sieben Spiele der Vorrunde kristallisierte sich vor allem ein haushoher Favorit heraus: Ab der dritten Runde war Rojatschi nicht mehr von Feld 1 wegzukriegen – mit einer unglaublichen Dominanz schnappte sich das KCW-Team 14 von total möglichen 14 Punkten. Und auch der Vorsprung spricht Bände: Die Zweit- (KCUA Jungfrauen) und Drittplatzierten (Breitizone) liessen sie mit sage und schreibe vier Punkten Rückstand hinter sich, zusätzlich qualifizierte sich Tannenzäpfle und Co.KG für das Doppel-KO. Die Turnier-OK-Combo KCUA Jungfrauen riss gleich zwei Teams auseinander, die an der Kubbtourspitze mitspielen. So musste sich Beeyond mit dem 13. Rang nach der Vorrunde genügen, während die Parate Kids mit dem 28. Rang gar den Einzug in die KO-Phase der Top 20 verpassten – wobei anzumerken wäre, dass ein Spieler nicht so parat war, wie es der Teamname vermuten liesse, und seine beiden Teamkollegen für rund die Hälfte der Spiele alleine liess. Auch die Horstcrew (Platz 2 in der Kubbtourrangliste) schaffte den Cut mit dem 15. Rang nur knapp dank ihres Buchholzwertes. Zwei andere, die gar gleichauf mit dem Buchholzwert lagen, mussten schliesslich in das unliebsame Shootout um den zwanzigsten Platz – und damit den Einzug in die KO-Spiele. Unterholz blieb hier gegen ein ILTIS siegreich, welches sein Potenzial an diesem Tag nicht auszuschöpfen vermochte. Weniger deutlich lief das Rennen im Sieger-der-Herzen-Turnier: Dort erreichten gar vier Teams zwölf Punkte, weitere zwölf qualifizierten sich für die Achtelfinals. Ebenfalls bemerkenswert: Ein Team hatte seinen Rang bereits vorweggenommen. Mit dem Teamnamen «Die Letschte vo letscht Jahr» schafften es die letztjährigen Letzten im grössten Liga-C-Turnier der Welt mit einem Punkt erneut auf den allerletzten Platz.

Zur frühen Nachmittagsstunde ging es aber auch neben den Spielfeldern immer runder. Mehr und mehr Kubberinnen und Kubber erschienen im weissen Glanz der Jubiläumsshirts, welche die KCUA-Designerin Sophie zusammen mit diversen anderen Goodies wie Jutebeuteln oder Feuerzeugen für das grosse Geburtstagsfest entworfen hatte und am Turnier exklusiv zu erwerben waren. Zusätzlich ging langsam aber sicher die Suche nach dem versteckten zehnten König – nebst den neun mehrere Meter hohen unübersehbaren auf der Wiese – los: Die glückliche Finderin durfte auf den Fund beim hölzernen «verruckte Hund», der seit Jahren treuer Begleiter des KCUA Cups ist, ihren Lohn entgegennehmen. Doch das sind noch nicht alle Specialgägs, die sich der KCUA für die Jubiläumsausgabe ausgedacht hatte: Das aufgefrischte Glücksrad, an welchem dieses Jahr neue Preise, unter anderem die Jubiläumsmerchandise, zu gewinnen waren, drehte seine Runden und nachdem die – dieses Jahr zum letzten Mal im Angebot gewesenen – legendären KCUA-Älplermagronen verdaut waren, erschallte das Teufelshorn aus dem Speakerkönig (zum Glück wurde der ursprüngliche Plan, dieses mit 300 Dezibel dröhnen zu lassen, nicht umgesetzt), ein über dem Sichtfenster des Königs angebrachte Tafel blinkte rot auf und kündigte an: endlich Zeit für einen Zwischenrave! Ein Brauch, der inzwischen bereits so legendär ist wie der auf das Turnier folgende Pokalweitsprung, der nach dem einen oder anderen Unfall inzwischen eingestellt worden war, erhielt endlich seine Materialisierung – und brachte auch die letzten Rasenflecken vor dem Speakerkönig zum Verschwinden.

Doch obwohl die Meute von Kubb nichts mehr zu wissen wollen schien, riss sie die Vernunft der Turnierleitung schlussendlich doch wieder auf den Boden der Tatsachen: Es galt, zwei der renommiertesten Kubbtitel der Welt auszumachen! Im Sieger-der-Herzen-Turnier hiess dies für die ersten paar Teams: Jetzt bloss nichts mehr anbrennen lassen. Besonders für die in der Liga C kubbtourführenden Kubbaccas ergab sich an diesem Tag eine besondere Chance. Die 1000-Punkte-Marke, welche von der Breitizone in der Liga A bereits überschritten worden war, konnte geknackt werden. Umgekehrt lauerten in der Jahresrangliste der Liga C auf Platz 2 die Newcomer von drü grossi bier, die sich ihrerseits nach dem sechsten Rang in der Vorrunde bis in die Halbfinals spielten und mit einem Turniersieg mächtig Boden gut gemacht hätten. Doch so weit sollte es nicht kommen: Während die Kubbaccas ihre doppelte Führungsposition behaupten konnten und nach dem Halbfinalsieg gegen Die 3 Musketier ein weiteres Verfolgungsteam (aktuell auf Platz 5 in der Jahreswertung) auf die Plätze verwiesen, war für das KCUA-Team drü grossi bier gegen die Clubkollegen von Team Harris Schluss. Das Team Harris setzte seine Siegesserie jedoch fort und führte gleich auch eine beeindruckende turnierübergreifende Serie weiter: Bei jeder Turnierteilnahme (total vier) schnappten sich die drei Jungs aus dem unteren Aaretal dieses Jahr eine Medaille. Ähnlich sieht es bei den 3 Musketier aus. Diese wollten auch bei ihrer dritten Turnierteilnahme dieses Jahres nicht ohne Medaille nach Hause und verwiesen die drei Hopfengetränke auf den vierten Platz. Sechs unbedingte Anwärter*innen auf die Liga B in der neuen Saison also. Genauso aber auch die Kubbaccas: Trotz ihrer Niederlage im grossen Finale reichten die 160 gewonnen Punkte, um die 1000-Punkte-Marke zu erreichen und den Vorsprung in der Kubbtourrangliste auf über 300 Punkte auszubauen. Eine schwer aufzuholende Differenz – doch wer weiss, was vor allem die Kategorie-1-Turniere, Öufi Cup und Masters, noch bringen werden.

2022_09_03_KCUA2[2000xauto]

Resultate Sieger der Herzen 2022:

Team Harris Winner 200
Kubbaccas Final 160
Die 3 Musketier 3. Platz 130
drü grossi bier Halbfinal 100
Kreuzler Kubber Viertelfinal 64
Kgf royal kubb Viertelfinal 64
White Dynamite Viertelfinal 64
KCS Sweater Viertelfinal 64

Auch im KCUA Cup verengte sich das Feld zunehmend – und die ersten Runden der KO-Phase stellten sich vor allem für die aus dem Ausland angereisten Teams, deren Spieler*innen am Vorabend noch so erfolgreich waren, als Schock heraus. In den ersten beiden Runden mussten gleich fünf belgische und ein tschechisches Team die Segel streichen, lediglich Ne Kubb Saté marschierte mit Siegen gegen Ed Waldstrøm, Tannenzäpfle und Co.KG sowie Tigers Wood bis in die Halbfinals. Damit leisteten sie den Liga-B-Leadern von KCM, die bereits in der Vorrunde ausgeschieden waren, gleich doppelte Schütz*innenhilfe, indem sie Ed Waldstrøm sowie Tigers Wood vom ganz grossen Punktesammeln abhielten, womit diese zwar ein wenig Punkte gut machen konnten, aber mit rund 70 beziehungsweise 110 Punkten Rückstand in der Ligawertung auf Platz zwei und drei landen. Ähnlich erging es den Kubbanern II und Unterholz (ausgeschieden im Zehntel- beziehungsweise Sechstelfinale), die mit starken Leistungen etwas aufholen konnten und somit ebenfalls in der Reichweite von 150 Punkten Rückstand liegen. Eine äusserst spannende Ausgangslage also für die letzten verbleibenden Turniere.

Für die Führenden der Liga A, Breitizone, sorgte vor allem auch das Ausscheiden der Horstcrew im Drittelfinale für eine Senkung des Drucks. Wobei sie dafür selbst verantwortlich waren: Mit der Niederlage im Halbfinale des Doppel-KOs und einem anschliessenden Sieg gegen Een Handvol Trä verdienten sie sich das Direktduell gegen die Oltner und beförderten die unmittelbaren Verfolger direkt aus dem Turnier. Im Halbfinal warteten schliesslich Rojatschi, die nach 16 (!) gewonnenen Sätzen in Folge im Finale der Siegesrunde gegen die KCUA Jungfrauen die ersten Punkte liegen lassen mussten und dank einem Sieg gegen Lager in der Hauptrunde doch noch unter die ersten vier kamen. Im anderen Halbfinale duellierten sich die KCUA Jungfrauen derweil mit Ne Kubb Saté, die sie sich aufgrund ihres Sieges der Siegesrunde aussuchen durften. Dies schien denn auch eine gute Entscheidung gewesen zu sein. Während sich Breitizone gegen Rojatschi souverän mit 3:1 das Finalticket sicherte, entgingen zwar sowohl Ne Kubb Saté als auch die KCUA Jungfrauen beim Stand von 2:0 für Letztere nur knapp dem falschen Hasen. Doch insbesondere die Viermeterleistung des belgischen Teams war in den beiden darauffolgenden Runden zu schwach, und so war der 9+0er-Finisseur zum 3:0 für das OK-Team Tatsache – zum ersten Mal flossen die Tränen der Erleichterung.

Nach herzlich beglückwünschenden Umarmungen des gegnerischen Teams und rund zwölf Stunden Kubb war es nun also so weit: Vor dem Hintergrund der inzwischen hell erstrahlenden Zehn auf dem Bierkönig hinter der Arena stellten sich die KCUA-Mitglieder bereit zum Spalier, um die über den roten Teppich schwebenden Finalteilnehmenden bei ihrem Lauf in die Arena lautstark anzufeuern. Ein weiterer Grund, weshalb das Spiel in der KCUA-Arena zu den Träumen aller Kubbspielenden gehört. Zu allem Protz hinzu sorgten dieses Jahr auch die beiden feuerspeienden Boxen auf zwei Arenakönigen für einen wahrhaftig explosiven Einlauf. Während (fast – wie uns zu Ohren gekommen ist, wurden einige etwas zu ruppig behandelt) allen, die durch den magischen Gang in die wohl schönste Kubbarena der Welt laufen durften, die Freude ins Gesicht geschrieben war, schien es vor allen anderen einer besonders zu geniessen: Der KCUA-Präsident himself, der sich als Einziger gehend statt laufend den Klapsen des Spaliers hingab. Und zwischen jenen, die sich den Traum jenes Arenaeinlaufs (damit sind nicht Packungen gemeint…) dieses Jahr zu erfüllen vermochten, konnten die Unterschiede bezüglich ihrer Erfahrung nicht grösser sein: Auf der einen Seite die Breitizone, die sich in Leuggern mit vier Turniersiegen (2013, 2014, 2017 und 2018) bereits zu absoluten Legenden gemacht hatten, auf der anderen Seite die KCUA Jungfrauen, die, wie bereits gesagt wurde, zum allerersten Mal überhaupt an ihrem eigenen Turnier teilnehmen durften und es gleich beim ersten Anlauf in das heiss ersehnte Endspiel schafften. Zu guter Letzt beschritten noch zwei Weitere den Gang über den roten Teppich: Giulio Gesus300 und Lim mit den begehrten Pokalen, Letzterer zusätzlich in der Funktion des «Schiedsrichters» hoch oben auf dem Tennishochsitz. Noch einmal kurz alle Finalteilnehmenden abgelichtet und los ging es!

Dramatik war in diesem Finale also vorprogrammiert – und diese Veranlagung sollte sich auch genau so dramatisch wie angenommen entfalten. Obwohl das Endspiel der Endspiele, gelinde gesagt, nicht atemberaubend begann. Beide Teams starteten nicht stark ins Match, bei Breiti fielen viele Nuller auf vorne, die KCUA Jungfrauen hatten ihre Probleme auf hinten. Und doch war es ein Pflichtfinisseur (2+3) des OK-Teams, nachdem Breitizone sich einen falschen Hasen erlaubt hatte. Auch im zweiten Satz kamen die Kubbtourleader nicht wirklich in die Gänge, zu viele Würfe gerieten auf vier Meter zu wenig effektiv, das 2:0 war die logische Folge. Im dritten war es wiederum das KCUA-Team, welches zu wenig zeigte: Ein Basetreffer in zwei Runden – das war zu wenig. Und so gaben die KCUA Jungfrauen unfreiwillig so etwas wie den Startschuss für ein hart umkämpftes Battle. Der Stand: zwei zu eins. Unter ähnlichen Vorzeichen begann der vierte Satz: Die KCUA Jungfrauen starteten mit zwei Nullern schwach, als Antwort folgten zwei Achtmetertreffer der Breitizone. Doch dann schlugen die Lokalmatadoren zurück: Vier Basetreffer unter mächtigem Getöse, wiederum zwei der Breiti zurück, und nun hatte Buschi den Einerfinisseur mit zwei verbliebenen Stöcken auf der Hand… Aber erst der zweite Stock wollte sein Ziel finden. Die Stimmung wurde merklich angespannter, das Aufstellen beanspruchte mehr Zeit, die damit verbundenen (teaminternen) Diskussionen wurden länger, die Kubbs wurden härter in den Boden gepresst. Breitizone jedoch gab den KCUA Jungfrauen eine letzte Chance; zehn Kubbs galt es einzuwerfen. Aber nun waren es für einmal die drei Jungs vom KCUA, die auf vorne patzten – nur noch eine schwierige 4-Meter-Doublette von Buschi verhinderte den falschen Hasen, doch die Heldentat kam zu spät: zwei zu zwei. Der alles entscheidende Satz startete mit wildem Gejohle von der mit Drinks aus dem Bierkönig versorgten Meute auf der berüchtigten linken Tribüne, der Vorteil kippte leicht auf die Seite von Breiti. Im vermeintlich entscheidenden Moment schien Pepe alle 4-Meter-Sorgen dieses Finals wieder gut gemacht zu haben. Mit einem Wurf waren die fünf Feldkubbs weggefegt, die verbliebenen beiden Basekubbs wurden mit drei Würfen beseitigt – und dann passierte das Unglaubliche: Pepe verschoss den König, und auch Mighty scheiterte am Sureshot. Die teils bereits am Boden sitzenden KCUA Jungfrauen schienen es zuerst gar nicht zu glauben, scheinbar erst die Fankurve brachte sie wieder in die Realität zurück, worauf sich Publikum und Team gegenseitig antrieben und die zweite letzte Chance in Angriff genommen wurde. Sieben Kubbs mussten eingeworfen werden, sechs fegte Vögi mit seinen zwei Stöcken weg, aber der 3er-Finisseur verlangte nach mehr: Eine Erwachsenendoublette musste her, was auch das Publikum realisierte und lautstark befeuerte. Buschi machte sich an die schwierige Aufgabe, und er schaffte es tatsächlich: Wie aus dem Bilderbuch rollte der Kubb nach hinten und machte den Weg frei zum ganz grossen Triumph für die KCUA Jungfrauen. Doch nein, es sollte nicht sein. Bereits der erste Basewurf von Jonas liess den Zauber in der Luft verfliegen, auch der folgende Treffer konnte daran nicht mehr rütteln. Und so siegten am Schluss wieder einmal jene, welche diese Saison bereits fünfmal ganz oben auf dem Treppchen gestanden und auch in Leuggern bereits viermal den Thron bestiegen hatten: Nach einem starken Haufen von Mighty liess die Breiti dieses Mal nichts mehr anbrennen und schnappte sich den Titel gleich mit dem ersten Königswurf der Runde. Auf der anderen Seite des Feldes flossen nun ein zweites Mal die Tränen – dieses Mal jedoch solche der Trauer. Aber wie sagte Buschi schon vor dem Finale selbst so schön zu seinen Teamkollegen? «Jungs, mer händs jetzt scho gschafft.» 

2022_09_03_KCUA3[2000xauto]

Resultate KCUA Cup 2022:

Breitizone Winner 200
KCUA Jungfrauen Final 160
Rojatschi 3. Platz 130
Ne Kubb Saté Halbfinal 100
Tigers Wood Drittelfinale 68
LAGER Drittelfinale 68
Horstcrew Drittelfinale (Verzicht 1/3) 68
Pirates of the kubbibian Sechstelfinale 41
Tannezäpfle & Co.KG Sechstelfinale 41
Dissers Sechstelfinale 41
Een Handvol Trä Sechstelfinale 41
Unterholz Sechstelfinale 41

Was folgte, sind einerseits einige Stromausfälle, welche die Sieger*innenehrung noch erheblich hinauszögerten, und zum anderen natürlich: die ausgelassene KCUA-Afterparty, an welcher bis zum Sonnenaufgang gefeiert wurde. Diese beiden letzten Programmpunkte eines unvergesslichen Jubiläumswochenendes wurden nicht nur optisch spektakulär gefeiert (siehe Bilder); auch die musikalische Begleitung liess nicht zu wünschen übrig. Nach einem Auftritt des hauseigenen Beatboxers Giulio (es wird gemunkelt, zwei leider nicht vorgespielte 10-Jahre-KCUA-Tracks seien von ihm eigens für die grosse Feier kreiert worden) heizte Chaque im Partyzelt mächtig Stimmung ein. In dem Sinne: Alles Gute zum Geburtstag, KCUA Cup!

Ein Resultat sind wir euch noch schuldig: Rojatschi schnappte sich im Spiel um Platz 3 gegen Ne Kubb Saté souverän die bronzene Medaille. Eine Erklärung bezüglich des Artikeltitels sind wir euch auch noch schuldig: Nach einem weiteren Turniersieg der Breitizone baut diese ihren Vorsprung in der Liga A auf schwer einholbare rund 300 Punkte aus, und die Erfolgssträhne der Kubbtourleader sorgt für eine ebenso schwer zu glaubende Tatsache, von welcher wohl so manches Team nur träumen kann: Tatsächlich stellt das «schlechteste» noch nicht gestrichene Resultat der Breiti in diesem Jahr der Turniersieg am Sprysse Cup (67 Punkte) dar, womit ihnen nun eine Goldmedaille zugunsten einer neuen Goldmedaille aus der Jahreswertung gestrichen wird. Wie gesagt sind nun die Rückstände in gleich zwei Ligen (A und C) so gross, dass es äusserst schwierig werden dürfte, die jeweiligen Kubbtourkönig*innen in spe noch von der Spitze abzulösen. Doch eines ist klar: Falls dieses Kunststück gelingen soll, ist ein Turniersieg am Öufi Cup nächste Woche in Solothurn fast Pflicht. Nur wenige Plätze sind noch frei, Teams können hier angemeldet werden. 

X
Logge dich ein, um Punkte fürs Einzelranking zu sammeln.

> Passwort vergessen?
> Benutzeraccount erstellen
> Terminorganisation für Veranstalter