Oliver Spiess | 9 September 2020
Treffen auf dem Kubbolymp
Wer in Leuggern triumphiert, der*dem ist eines sicher: Der Aufstieg in den Kubbolymp und damit ein Eintrag in die Geschichtsbücher unseres geliebten Sports. Vergangenes Wochenende trafen sich auf dem Gipfel des Götterbergs bereits als Legenden in die Geschichte eingegangene Helden – doch ein neuer nahm den Thron über seinen unsterblichen Artgenoss*innen ein.
Bâton d'Or
Im Kubbhimmel sah es dieses Jahr etwas anders aus als sonst: Coronabedingt fehlten die lieblich handgemachten Pergolen zwischen den Grundpfeilern des Turniers, den beiden Holzkönigen. Nichtsdestotrotz bot der KCUA der internationalen Kubbschar wie jedes Jahr eine gewaltige Kulisse. Und so versammelten sich unter dem Licht der niedergehenden Spätsommersonne 94 Teilnehmende aus Deutschland, Frankreich, Tschechien und der Schweiz zur bereits fünften Ausgabe des Bâton d’Ors. Der direkte KO-Modus verzeiht keine Fehler, das Teilnehmendenfeld war bestens bestückt, und so war es dann auch nicht überraschend, bereits in den ersten Runden des Turniers Favoriten ausscheiden zu sehen. Erstmals überhaupt an diesem Turnier schaffte es Titelverteidiger Röshi nicht über das 1/32-Finale hinaus und auch Einzel-Schweizermeister Beni the Gun musste sich nach dem Achtelfinale aus dem Turnier verabschieden.
Und trotzdem kam der Blick auf die Halbfinalpaarungen nicht einer Überraschung gleich: Nebst Steven Wornik, dem Sieger des ersten Bâton d’Ors 2016, und dem 2017 drittplatzierten und jüngst zum Sieger der Virtual World Kubb League gekürten Bumsandi duellierten sich dort Vize-Mighty Boskoop und Buschi, der an den vergangenen zwei Schweizer Einzelturnieren zweimal den vierten Rang belegte.
Während Boskoop das Duell zwischen den zwei Letztgenannten für sich entscheiden konnte, spielte im deutschen Battle auch Steven Wornik zu stark, um Bumsandi den Finaleinzug zu gewähren. Der Berliner schnappte sich im Kleinen Finale gegen Buschi immerhin ein zweites Mal die bronzene Medaille des grössten Schweizer Einzelturniers und sorgte dafür, dass Buschi ein seltsame, wenn auch starke Premiere in der Geschichte des Schweizer Kubbsports feierte: An allen drei Schweizer Einzelturnieren in Folge schnappte er sich mit dem vierten Platz die Ledermedaille. Spektakulär startete dann lautbejubelt und im Scheinwerferlicht das grosse Finale: Nicht nur Wornik setzte seine beiden Startschüsse in den Sand; auch Boskoop doppelte mit vier Nullern nach. Und so geschah es, dass Ersterer die Gunst des Moments nutzte und gleich die gesamte Base mit fünf Treffern aus fünf Schüssen wegballerte. Nur der König liess sich erst in der nächsten Runde zu Boden bringen. Was nun folgte, glich einer Machtdemonstration der Stettener Kubb-Koryphäe Boskoop, welcher spätestens mit dem spektakulären und knappen zweiten Platz am Mighty Kubber 2019 auch als Einzelspieler auf sich aufmerksam machte: Ein 3er-Finisseur im zweiten Satz, ein Finisseur mit acht Stöcken im dritten und nochmals beinahe ein 3er-Finisseur im vierten, der nur durch einen einzigen Nuller auf acht Meter vereitelt wurde, was aber in der darauffolgenden Runde umgehend nachgeholt wurde. Unglaubliche 15 von 16 Würfen auf acht Meter traf der glückliche Gewinner, nur der letztgenannte verhinderte das Triple-”PG”. Ein emotionaler Moment aufseiten der Finalisten wie auch auf jener der Zuschauenden – noch lange wird in Erinnerung bleiben, wie sich Boskoop gleichermassen ungläubig wie euphorisch bei dem Publikum für die erhaltene Unterstützung verbeugend bedankte. Mit dem Anbruch der ersten Morgenstunden verabschiedete sich das Kubbvolk langsam vom Turnierausklang vor der Bar in die Zelte; der erste Tag eines intensiven Kubbweekends ging seinem Ende zu, der Kubbthron des wichtigsten Einzelturnieres des Jahres ward besetzt.
KCUA Cup
Nicht weniger als 98 Teams liefen am folgenden Tag auf, um sich im achten KCUA Cup und im Sieger-der-Herzen-Turnier zu messen. Zeitverschoben starteten die Teams der beiden Turniere in den Schochmodus über sieben Spielrunden. Früh setzte sich Öpfelbaum an der Spitze fest, das durch den erfahrenen KCUA-Cup-Söldner Schnüsi ergänzt wurde. Dort verblieb das Stettener Team bis am Schluss auch und qualifizierte sich punktegleich mit Kubb & JJ’Ings, der Horstcrew und Breitizone für das Doppel-KO. Unten gestaltete sich der Cut weniger knackig: Sämtliche Teams auf den Rängen 5 bis 20 qualifizierten sich für die einfache KO-Runde und erhielten somit noch die Chance, das Feld von unten aufzurollen. Dies gelang insbesondere ILTIS aus Berlin, das sich mit Siegen gegen die Titelfavoriten Breitizone und Rojatschi fürs Halbfinale qualifizierte. Den direkten Weg ins Halbfinale mit dem Gewinn der Siegerrunde (Doppel-KO-Runde für Plätze 1–4 der Vorrunde) nahm Öpfelbaum, die Kubb & JJ’Ings und Horstcrew bezwangen in ihren Qualifikationsspielen für das Halbfinale die Virtual-EKC-Zweiten Bomba Stick und JVP Kubbgames.
Wie es sich in den vergangenen Jahren etabliert hatte, bekam Öpfelbaum als Siegerrunden-Gewinner die Qual der Wahl und entschied sich für die Horstcrew als Kontrahent. Ob die Entscheidung richtig war oder nicht, kann nur spekuliert werden: In einem knappen Spiel zwangen die Oltner Öpfelbaum in die Knie. Etwas länger dauerte das deutsche Halbfinale zwischen ILTIS und JJ & Kubb’Ings an, nur ein Stock war es im dritten und letzten Satz, der Ersteren zum 8+2er-Finisseur gefehlt hatte, und die durch JJ (Basel) verstärkten Kubb’Ings zogen ins Finale ein.
Noch bevor der legendäre Einlauf über den roten Teppich in die Finalarena stattfand, setzte aber Chaque, der sich inzwischen hinter dem Mischpult stationiert hatte, zum bereits eine Woche nach seiner Erfindung in den Kubbslang eingegangenen Zwischenrave im wahrsten Sinne des Wortes an: Passend zur Saison 2020 markierte das Zwischen nämlich nicht nur die zeitliche Komponente, sondern auch die räumliche Schutzdistanz zwischen den Personen. Die Kubbmeute hatte sich also in Stimmung getanzt und während sich Öpfelbaum im Kleinen Finale zum dritten Mal in sechs Turnieren dieses Jahres die bronzene Medaille schnappte, schienen die übrig gebliebenen Kräfte der Teams im Spiel um Platz eins ungleich verteilt. Die Horstcrew vermochte den dreifachen Weltmeistern nur wenig entgegenzusetzen, zu tief die Quote auf acht Meter, zu souverän die Leistung der Kubber aus Rostock und Basel. Was sich in den ersten Runden abzeichnete, nahm seinen Lauf, die Kubb & JJ’Ings setzten sich verdient zum 3:0 durch und holten sich als Team ausserhalb der Kubbtour-Konkurrenz den punkteschwersten und deshalb oftmals so entscheidenden Sieg des KCUA Cups. Es ist nicht das erste Mal, dass sich eine Basel-Rostocker Kombo den Titel in Leuggern holt: Bereits 2015 kämpften sich Pieper und JJ gemeinsam mit Lim (KCUA) zum Turniersieg und verhinderten den Hattrick von Breitizone. Dennoch ist es das erste Mal überhaupt, dass ein überwiegend ausländisches Team den Titel in Leuggern holt. Auch im Sieger-der-Herzen Turnier stand zuletzt ein Basler Team ganz oben: Die Steilbögg bezwangen im Finale die Fislisbacher Wunderholz und stemmten das hölzerne Herz in die Höhe. Im Kleinen Finale holte sich das Team Adria gegen die Schwedische Botschaft den dritten Platz.
Nebst der allgemein sehr ausgelassenen und euphorischen Stimmung war es insbesondere ein Akt der Hochschätzung, der sich in den nächsten Jahren vielleicht als eine der vielen in Leuggern geborenen Traditionen bewahren wird: Die Halbfinalhelden des Bâton d’Ors wurden auf Händen zu ihren Podestplätzen getragen – ein erinnerungswürdiges Bild, auch für den erstmaligen Einzelturniersieger Boskoop, dem in der späten Nacht auf Samstag eine Truppe treuer Fans vergeblich versuchte, beim Zeltaufbau zu helfen.
Nicht nur in den vielen schönen Erinnerungen der Teilnehmenden wird das KCUA-Wochenende am Leben erhalten werden, auch im Kubbtourranking mischen die Resultate gehörig mit. So setzt sich die Horstcrew mit dem Zugewinn von rund hundert Punkten an der Spitze fest, dicht gefolgt von Rojatschi und Kubb & JJ’Ings. Auf den Plätzen vier und fünf rangieren Tent it Up 1 und Öpfelbaum mit rund 110 bzw. 140 Zählern Rückstand. Für die Aufholjagd bleibt nicht mehr viel Zeit: Noch drei oder vier Turniere sind zu spielen (Öufi Cup, Sure Shot und Masters – Tenedo noch unklar). Die Plätze für den Öufi Cup sind bereits ausgebucht, für den Sure Shot Nummer 17 mit neuem Organisationskomitee können noch Teams angemeldet werden.
Boskoop (Öpfelbaum I) | Winner | 188 | |
Steven Wornik (NDH <3 PKJ) | Final | 94 | |
Bums Andi (ILTIS) | 3. Platz | 63 | |
Buschi (Dr. Chakkala Mastrolorenzo) | Halbfinal | 47 | |
Trainingsweltmeister (KubbIngs) | Viertelfinal | 24 | |
Kubb-Elch (Black Dynamite) | Viertelfinal | 24 | |
Hafenkneipenleiter (Tent it up I) | Viertelfinal | 24 | |
Pepe (Breitizone) | Viertelfinal | 24 | |
Nonjim (Nonjim Cuba ohne Libre) | Achtelfinal | 12 | |
Stanyny (Strojari a svarec) | Achtelfinal | 12 | |
Schagg (Rojatschi) | Achtelfinal | 12 | |
Voegi18 (Streusalz) | Achtelfinal | 12 | |
King Roy (KubbIngs) | Achtelfinal | 12 | |
JJ (Kubb & JJ Ings) | Achtelfinal | 12 | |
Lim (Dr. Chakkala Mastrolorenzo) | Achtelfinal | 12 | |
Beni the Gun (Breitizone) | Achtelfinal | 12 | |
Waveman (De Giuseppe und sini Kubbcrew) | 1/16-Final | 6 | |
ole_olaf (Hägar 3.0) | 1/16-Final | 6 | |
Backpacker (LaFamilia) | 1/16-Final | 6 | |
Cheesu (Stöckliknicker) | 1/16-Final | 6 | |
Gravensteiner (Öpfelbaum I) | 1/16-Final | 6 | |
Tschepetto (Rojatschi) | 1/16-Final | 6 | |
Gunner (Capunzlis Narre uf em Charre) | 1/16-Final | 6 | |
Driiiiiiibiiiiiii (Kubbaner I) | 1/16-Final | 6 | |
Meury (DRIII-M-Team) | 1/16-Final | 6 | |
Pi (Team Harris) | 1/16-Final | 6 | |
Henning Geröllheimer (ILTIS) | 1/16-Final | 6 | |
Winnie (Breitizone) | 1/16-Final | 6 | |
Don Fabiano (Horstcrew) | 1/16-Final | 6 | |
Fletcher (SAD.) | 1/16-Final | 6 | |
Mad Maks (DRIII-M-Team) | 1/16-Final | 6 | |
B. Trunken (jpv kubb games) | 1/16-Final | 6 |
Kubb & JJ Ings | Winner | 196 | |
Horstcrew | Final | 98 | |
Öpfelbaum I | 3. Platz (Verzicht 1/3) | 66 | |
ILTIS | Halbfinal | 49 | |
Rojatschi | Drittelfinal | 33 | |
jpv kubb games | Drittelfinal | 33 | |
Bomba Stick | Drittelfinal | 33 | |
Drive by Shooters | Fünftelfinal | 20 | |
Uletti | Fünftelfinal | 20 | |
Nonjim Cuba ohne Libre | Fünftelfinal | 20 | |
NDH <3 PKJ | Fünftelfinal | 20 | |
Breitizone | Fünftelfinal | 20 | |
Capunzlis Narre uf em Charre | Zehntelfinal | 10 | |
Paradies Kubb Jena | Zehntelfinal | 10 | |
Strojari a svarec | Zehntelfinal | 10 | |
SAD. | Zehntelfinal | 10 | |
M3 | Zehntelfinal | 10 | |
Tent it up I | Zehntelfinal | 10 | |
Kubbaner I | Zehntelfinal | 10 | |
Black Dynamite | Zehntelfinal | 10 |