Lukas Leuenberger | 16 September 2020
Coronakonformer Öuficup überzeugt auf der ganzen Linie
Das verflixte Coronajahr 2020 hat auf der Kubbtour merklich Spuren hinterlassen: Es mussten acht nationale Turniere abgesagt werden, dazu leider auch die beiden internationalen Kracher Weltmeisterschaft und EKC. Seit Mitte Juli läuft die Kubbtour nun und es wurde von den verschiedenen Organisator*innen bewiesen, dass Kubbturniere auch unter strengen Vorgaben und teils massiven Einschränkungen möglich sind.
Wie unterschiedlich die kantonalen Auflagen sein können, zeigte sich an den beiden letzten Turnieren eindrücklich. Eine Woche nachdem in Leuggern das grösste Turnier des Jahres über die Bühne ging, waren im beschaulichen Solothurn zehnmal weniger Leute erlaubt – und das notabene mit dem praktisch identischen eingereichten Hygienekonzept. Das Turniergelände musste in einen grossen Sektor eingeteilt werden, den man ohne Anmeldung mit Angabe von Personalien nicht betreten durfte. Das Turnier fand also faktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt und dürfte als erstes Schweizer Kubbturnier in die Geschichte eingehen, bei dem Zuschauende explizit nicht erlaubt waren. Den Organisator*innen blieb nichts anderes übrig, als das Turnier auf 30 Teams zu beschränken (vgl. KCUA Cup vor einer Woche: 98 Teams). Das ist besonders insofern bedauerlich, als dass das Turnier nach dem letztjährigen fulminanten Einstieg auf der Tour und der starken regionalen Verwurzelung zweimal hätte besetzt werden können...
Immerhin Petrus zeigte sich solidarisch und bescherte dem Organisationsteam des Kubb Club Solothurn (KCS) für jedes Team ein Grad Celsius auf dem Thermometer; ein perfektes Kubbwetterchen mit der Tendenz zum Sonnenbrand. Wem die Wärme und das Öufi-Bier zu fest in den Kopf stieg, dem war eine kühle Erfrischung in der nahen Aare jederzeit vergönnt. Auch sonst konnten die Organisator*innen in Sachen Infrastruktur kräftig punkten. Dank der neuen Pavillons gab es den einen oder anderen Schattenplatz auf dem Gelände, die Bar war abwechslungsreich bestückt und der Foodtruck von Smoke’n’Roll lieferte Burger, Ribs, Fries und Salat vom Feinsten. Wie letztes Jahr war auch der lokale Jugendradiosender Radiologisch am Start, dessen DJs mit erlesenen Schallfrequenzen um sich warfen und gleichzeitig live sendeten.
Aufgrund des dezimierten Teilnehmerfelds wurden die beiden Cups (Öufi und Quasimodo) zusammengelegt, der Cut erfolgte erst nach einer ausgiebigen Gruppenphase mit sieben Runden im Schochmodus. Am besten gelang die Gruppenphase den aktuellen Kubbtourleadern der Horstcrew. Sie holten sich 12 von 14 möglichen Sätzen und setzten sich damit vorne ab. Dahinter folgten Dr. Chakkala Mastrolorenzo, das Retortenteam Reiskocher Kartoffelpüree und Öpfelbaum. Nun kam es zu der Trennung zwischen dem oberen und unteren Cup. Während die 14 ersten Teams um den Öufi-Cup spielten, ging es für die Teams auf den Plätzen 15 bis 30 im Quasimodo-Cup weiter. Dort waren vor allem viele Solothurner Teams zu finden. Ausgerechnet die ausserkantonalen Gäste «Gemütlich Einen Setzen» aus Kriens eliminierten aber ein lokales Team nach dem anderen auf dem Weg in den Final und standen dort der neu besetzten Horstcrew 2 gegenüber. Die Oltner waren nach dem Schochmodus noch vor den Kriensern gelegen, vermochten im Finale aber schlussendlich zu wenig dagegenzuhalten. Damit holten sich die drei Jungs von «Gemütlich Einen Setzen» den Quasimodo-Cup. Zwar starteten sie (einmal mehr) unter einem anderen Namen, unbekannt sind die Krienser Kubber aber keineswegs. Sie organisieren selbst jedes Jahr ein sehr gut besuchtes Kubbturnier, das zwar ausserhalb der Kubbtour stattfindet, dafür umso stärker regional verankert ist. Wenn sie sich mal auf die Kubbtour wagen, dann durchaus mit Erfolg. Sie gewannen letztes Jahr den Janos-Cup in Olten und sind nun Titelhalter beider unteren Solothurner Cups.
Im Haupttableau des Turniers ging in den 1/8-Finals noch fast alles der Reihe nach. Mit Tulpe als Neuntplatzierte nach der Vorrunde gegen DRIVE BY SHOOTERS als Achte setzte sich nur ein schlechter klassiertes Team durch. Das Fislisbacher Team Tulpe nahm den Schwung gleich mit ins Viertelfinale und setzte nach deutlichem Rückstand die Favoriten der Horstcrew plötzlich gewaltig unter Druck. Unter frenetischem Jubel anderer Teams, die einen Sieg der Aussenseiter sehen wollten, trafen sie Base um Base, schafften es aber schlussendlich nicht ganz, das Spiel einzusacken. Neben der Horstcrew gewannen auch die anderen drei Mannschaften ihr Viertelfinale, die nach dem Schochmodus auf den Plätzen 1 bis 4 gelegen hatten. Das bedeutete gleichzeitig das Aus für die Titelverteidiger von Tent it up 1 sowie die letztjährigen Kubbtoursieger Breitizone. Im Halbfinale spielte also Reiskocher Kartoffelpüree gegen Dr. Chakkala Mastrolorenzo und die Horstcrew gegen Öpfelbaum. Die Oltner hatten sich nicht mehr ganz vom Viertelfinale erholen können und gaben das Spiel nach einem erneut starken ersten Satz noch aus der Hand, womit Öpfelbaum als Finalist feststand. Im anderen Duell siegte das Retortenteam Reiskocher Kartoffelpüree (Fralu, Jacky, Vögi) souverän und qualifizierte sich ebenfalls für den Final. In der Öufi-Arena, die aus lauter leeren Öufi-Kisten aufgebaut war, standen sich also zwei Teams gegenüber, deren Vorgeschichten kaum unterschiedlicher sein könnten. Auf der einen Seite das Kultteam Öpfelbaum, das den ewigen Medaillenspiegel der Kubbtour anführt, auf der anderen Seite ein Team, das zum ersten Mal in dieser Kombo zusammenspielte. Öpfelbaum führte nach eigenem Anspiel und Break bald 2:0, vermochte es aber nicht, den entscheidenden dritten Satz zu holen. So glich Reiskocher Kartoffelpüree zum 2:2 aus und es kam zu einem hochdramatischen Entscheidungssatz, in dem beide Teams Gelegenheiten für den Turniersieg vergaben. Schliesslich waren es Fralu, Jacky und Vögi, die den entscheidenden König umwarfen und sich selbst für ein starkes Turnier belohnten. Für Jacky ist es bereits der dritte Kubbtoursieg in diesem Jahr! Dieses Kunststück gelang ihm mit drei verschiedenen Teams (auch mit Rojatschi und Misgiboys), womit er so etwas wie der Mann der Stunde auf der Kubbtour ist. Team der Stunde bleibt hingegen weiterhin die Horstcrew: Dank des dritten Platzes gegen Dr. Chakkala Mastrolorenzo baute das Team seinen Vorsprung in der Jahreswertung aus.
Übrigens, eine Coronakontrolle gab es dann auch noch, was das Organisationsteam durchaus zufrieden zur Kenntnis nahm, hatte man doch einen riesigen Aufwand betrieben, um den Event eben coronakonform zu halten. Dabei bewiesen die Solothurner Behörden, dass Sie entgegen dem Klischee nicht nur zu Büroöffnungszeiten arbeiten. Das Finale war bereits vorbei, als drei Männer mit Block das Turniergelände inspizierten und ihre Checkliste penibel durchgingen. Zufriedengestellt verliessen sie das Gelände nach einer Viertelstunde wieder. Also auch in diesem Punkt alles richtig gemacht vom OK...
Weiter geht die Kubbtour mit dem Sure Shot in Basel und dem Tenedokubb in Zurzach an den nächsten beiden Samstagen. Beide Turniere sind coronabedingt schon voll, Plätze gibt es (sehr wahrscheinlich) nur noch auf der Warteliste. Am 10. Oktober lädt dann der Elchclub zum letzten Tanz, zum zweiten Mal findet der Saisonabschluss mit dem Masters, Disasters und der Awardvergabe in Ostermundingen statt. Anmelden wird man sich bald können.
Foto: ©Romina Nobs
Resultate 2. Öufi-Cup 2020
Reiskocher Kartoffelpüree | Winner | 60 | |
Öpfelbaum I | Final (Verzicht 1/3) | 20 | |
Horstcrew | 3. Platz | 20 | |
Dr. Chakkala Mastrolorenzo | Halbfinal (Verzicht 1/3) | 10 | |
Breitizone | Viertelfinal | 8 | |
SAD. | Viertelfinal | 8 | |
Tent it up I | Viertelfinal | 8 | |
Tulpe | Viertelfinal | 8 | |
Drive by Shooters | Achtelfinal | 4 | |
Holztrims von Kubbenhausen | Achtelfinal | 4 | |
Kubb n Ales | Achtelfinal | 4 | |
Langsamstyle | Achtelfinal | 4 | |
Shoot First aka Hässig | Achtelfinal | 4 | |
Team Adria | Achtelfinal | 4 |