Lukas Leuenberger | 14 Oktober 2021

Saisonfinale in Bern: Die letzten Hunde beissen

Wenn die Morgen nebliger, die Tage kürzer und die Laubschichten auf den Kubbfeldern dichter werden, dann ist es Zeit für das Ende der Kubbsaison. Zum dritten Mal in Folge gastierte die Kubbtour für das Saisonfinale in Ostermundingen. Die besten 16 Teams des Jahres sind für das Masters qualifiziert, alle anderen messen sich im Disasters. 

Werden die Tage kürzer, bleibt weniger Zeit für ein Kubbturnier, wie vor zwei Wochen im äussersten Aargau startete auch das Masters in Bern bereits um 09:00 Uhr. Für viele Teams bedeutete dies Tagwache wie an einem gewöhnlichen Arbeitstag. Nicht alle schafften es rechtzeitig auf ihren Zug, ob es am feuchtfröhlichen Freitagvorabend lag oder am besonders dunklen Morgen, kann nur spekuliert werden.

Prominenteste Verspätungen waren Fisch und Nani von den Parate Kids und Baus von Öpfelbaum. Sie taten ihren Teams damit einen Bärendienst, während Öpfelbaum immerhin mit vier Stöcken ins erste Spiel starten konnte, war Lim von den Parate Kids mit seinen beiden Stöcken auf verlorenem Posten. Er ärgerte sich entsprechend und kassierte eine logische und schnelle 0:3-Niederlage. Danach sprach er davon, dass das Turnier wohl schon gelaufen sei. Tatsächlich konnte man sich an diesem Tag nicht viel leisten, gespielt wurde im speziellen Mastermodus mit sieben Runden Schoch, wobei die erste Paarung dem Kubbtour-Ranking entsprechend gesetzt wurde und danach auf maximal 3 Sätze gespielt wurde. Da das Tiebreak bereits nach 30 Min. begann, war man entsprechend unter Zeitdruck, wollte man gross punkten. Nach diesen sieben Runden ging es direkt ins Halbfinale, nur für vier Teams würde das Turnier nach der ausgiebigen Vorrunde also noch weitergehen. 

Das Disasters wurde im herkömmlichen Schoch-Modus gespielt, auch hier hatten nach sieben Runden nur noch 4 der 17 Teams Titelchancen. Besonders erfreulich ist die Teilnahme von drei Teams aus dem Tessin. Die italienischsprachigen Kubbfreunde zeigten sich begeistert vom Anlass und sprachen bereits davon, in nicht allzu ferner Zukunft selbst ein Turnier südlich des Gotthards zu veranstalten. Resultatmässig haben sie sicher noch Steigerungspotential, sie belegten die Plätze 12, 15 und 17 im Disasters. Besser lief es den Vorjahressiegern B52 aus Basel. Sie waren im Schoch-Modus stets vorne dabei, am Schluss hatten sie knapp gegen das andere Basler Team Kubbaner Talenta das Nachsehen und rangierten auf dem zweiten Platz. Ebenfalls ins Halbfinale schafften es die Mellinger KCM und die Solothurn-Olten-Kombo Einfach Öpis. 

In der Mittagspause kursierten traditionsgemäss die Abstimmungszettel für die spätere Awardvergabe, die Saison wurde nochmals Revue passiert und die Videos für den «Verruckte Hund des Jahres» gesichtet. Eine Saison, die wiederum verkürzt ausgefallen ist, 5 von 15 Turnieren mussten abgesagt werden, besonders die erste Saisonhälfte wurde arg in Mitleidenschaft gezogen. Erst Mitte Juli startete sie doch noch, normalerweise die Zeit, in der schon die Sommerpause naht. Nichtsdestotrotz sind zehn durchgeführte Turniere in einer planungsunsicheren Zeit sicherlich als Erfolg zu werten, insgesamt müssen wir froh sein, dass wir von den Massnahmen des Bundesrates gegen das Coronavirus in diesem Jahr ab Juli kaum noch tangiert wurden, da wir weder eine Kontaktsportart sind, noch eine einschränkende Anlassgrösse bzw. Zertifikatspflicht im Freien besteht. 

Dass wir bei jedem Wetter draussen spielen, ist also unser Glück, trotzdem setzte der kalte, ja beinahe giftige Wind dem einen oder der anderen an diesem Tag zu. Nach der Mittagspause liess er dann etwas nach und es drückte schliesslich gar die Sonne durch. Auch auf den Feldern arbeitete man mit Hochdruck am Lichten der gegnerischen Base. Im Halbfinale des Disasters gelang dies den Kubbanern Talenta am besten; sie setzten sich gegen Einfach öpis durch und trafen im Finale auf die Mellinger KCM, die ihrerseits die Vorjahressieger B52 bodigten. Im Finale duellierten sich also zwei erfahrene Mannschaften, wenn auch der Name Talenta etwas anderes verheisst. Ob schliesslich Talent oder Erfahrung den Unterschied ausmachten, sei dahingestellt, die Kubbaner Talenta sicherten sich in einem engen Spiel mit 2:1 auf jeden Fall den ersten Turniersieg unter diesem Namen und dieser Besetzung. Im kleinen Finale schaffte die Olten-Solothurn-Kombo Einfach öpis eine kleinere Überraschung mit dem Sieg gegen die Vorjahressieger B52, die sich heuer mit dem vierten Platz begnügen mussten. 

2021_10_09_MastersDisasters

Kleinere und grössere Überraschungen gab es auch am Ende des Schoch-Modus am Masters. Einige gut gesetzte Teams hatten keine Chance auf die Halbfinalqualifikation, so belegte die Nummer 2 der Setzliste Breitizone am Schluss nur den 10. Rang und die Nummer 3 Öpfelbaum gar nur den 12. Platz. Um einiges knapper scheiterte die Horstcrew. Den Titelverteidigern fehlten gerade mal 0,1 Punkte, um zumindest ins Stechen für das Halbfinale zu kommen. Für die letztjährigen Tour-Sieger ging damit eine äusserst enttäuschende Saison mit einer weiteren Enttäuschung zu Ende. Sie schafften es nie ins Halbfinale und rutschten im Ranking von Platz 1 auf Platz 11 ab. Für eine positive Überraschung sorgte indes das Team Parate Kids. Endlich zu dritt versuchten sie ab der zweiten Schoch-Runde die 0:3-Hypothek aus dem ersten Spiel wettzumachen, was allmählich auch gelang. Sukzessive arbeiteten sie sich nach vorne und beendeten den Schoch-Modus auf dem dritten Platz – stark! 

Dass die Parate Kids nun so richtig parat waren, bekam im Halbfinale auch das Team Lager aus Basel zu spüren. Das Team der Gebrüder Werder, das heute mit Nado antrat, bestätigte seine höher werdenden Ambitionen, sie hatten in dieser Saison auch bereits eine Bronzemedaille geholt. Trotzdem konnten sie gegen die Parate Kids zu wenig entgegenhalten, die KCUA-ler siegten verdient 3:1. Im anderen Halbfinale forderte Beeyond die Nummer 1 Sprezzatura. Tatsächlich hatte das KCUA 4er-Team die Brugger Kubbtour-Dominatoren in dieser Saison bereits zweimal in einem K.o.-Spiel bezwungen – im Halbfinale des Finisseurs und im Viertelfinale des Tenedokubbs. Dieses Mal sollte es jedoch nicht sein, zu fehlerhaft und glücklos agierten die Bienchen. Sprezzatura, das bereits vor dem Masters als Kubbtour-Sieger feststand, zog mit 3:1 ins Finale ein. 

In der Arena startete also ein höchst attraktives Finale, Seriensieger Sprezzatura auf der einen Seite und Lim und seine verspäteten Teammates auf der anderen Seite. Sprezzatura performte für einmal zu fehlerhaft, während die Parate Kids den Braten nun rochen. In bestechender Manier trafen sie Kubb um Kubb, bis schliesslich der König zum deutlichen 3:0 fiel. Die Geschichte des Tages schrieb damit Lim, der nach der ersten Runde noch laut über sein Team fluchend am Speakerpult stand und nun eben diesem Team nach dem Sieg am Masters in den Armen lag. Nani und Fisch hatten sich mit starken Leistungen auf ihre Art entschuldigt, ein wirklich eindrückliches Comeback. Im kleinen Finale war die Luft bei Beeyond nun draussen, Lager holte sich die bronzene Auszeichnung verdient mit 3:1. 

Abschluss eines ereignisreichen Tages bildete die Siegerehrung mit anschliessender Awardvergabe. Die Resultate der Awards sind unten aufgelistet. Kubbtour-Sieger wurden die Brugger Jungs von Sprezzatura. An gleicher Stätte, an der sie vor einem Jahr noch als Rojatschi das Halbfinale um den Titel gegen die Horstcrew mit 0:3 verloren, konnten sie nun also den grössten Titel im Schweizer Kubbsport entgegennehmen. Mit neuem Namen und neuem Mann – Fralu machte aus dem 3-er ein 4-er Team – setzten sie dieses Jahr zu einem unwiderstehlichen Siegeszug an. Bei neun gespielten Turnieren erreichten Sie nur zweimal das Halbfinale nicht, insgesamt holten sie drei goldene, zwei silberne und eine bronzene Medaille. Das Kubbtour-Podest komplettieren Breitizone und die Parate Kids. Newcomer des Jahres wurden die Winterthurer Mrträffed, die wir hoffentlich auch nächstes Jahr wieder  auf der Tour sehen. Eine Tour, die dann nach zwei Corona-Saisons doch wieder ganz regulär stattfinden könnte, es würden sich auf jeden Fall alle darüber freuen.

Wer in diesem Jahr noch einmal ein Turnier bestreiten möchte, dem sei das prestigeträchtigste Einzelturnier der Schweiz empfohlen. Am Samstag, 23.10.21 findet in Döttingen der sagenumwobene Mighty Kubber statt. Anmelden kann man sich hier

Resultate Masters & Disasters 2021

Parate Kids  Winner 150
Sprezzatura  Final 75
LAGER  3. Platz 50
Beeyond  Halbfinal 38
Horstcrew  Rang 5 26
Ueli Bier und Tannenzäpfle  Rang 6 22
Tent it up I  Rang 7 18
Kubbaner II  Rang 8 15
Tigers Wood  Rang 9 13
Breitizone  Rang 10 12
Kubbaner I  Rang 11 11
Öpfelbaum I  Rang 12 10
Ed Waldstrøm  Rang 13 9
Kolibris  Rang 14 8
Unterholz  Rang 15 7
Woodookubber  Rang 16 6
Kubbaner Talenta  Winner Disasters 5
KCM  Final Disasters 3
Einfach öpis  3. Platz Disasters 2
B52  Halbfinal Disasters 1

Kubbtour-Awards 2021

Söldner des Jahres
1.     Schnüsi (10 Stimmen)
2.     Adi Trösch und Jonas (je 9 Stimmen)
3.     Gian (6 Stimmen)

2021_Awards_low1

MVP des Jahres
1.     Hennessy (11 Stimmen)
2.     Lüg (10 Stimmen)
3.     Fralu, Jacky und Nado (je 7 Stimmen)

2021_Awards_low2

Verruckte Hund des Jahres
1.     Fisch (32 Stimmen)
2.     Lüg (19 Stimmen)
3.     Beccasbear (11 Stimmen)

2021_Awards_low3

Kubbfood des Jahres
1.     Lion’s Cup (21 Stimmen)
2.     KCUA Cup (17 Stimmen)
3.     Öufi-Cup (16 Stimmen)

2021_Awards_low4

Turnier des Jahres
1.     KCUA Cup (47 Stimmen)
2.     Schweizer Meisterschaft (30 Stimmen)
3.     Lion’s Cup (29 Stimmen)

2021_Awards_low5

Absteiger des Jahres
Horstcrew (-351 Punkte)

2021_Awards_low6

Aufsteiger des Jahres
Breitizone (+248 Punkte)

2021_Awards_low7

Newcomer des Jahres
Mrträffed

2021_Awards_low8

Team des Jahres
Sprezzatura

2021_Awards_low9

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