Lukas Leuenberger | 1 August 2024

Europäische Kubbfestspiele in Hradec Králové – Die Schweiz triumphiert erneut am EKC

Kubb unites Europe! Dem Ruf der European Kubb Championship (EKC) folgten auch dieses Jahr Heerscharen von kubbverrückten Menschen aus ganz Europa. Nach Baden, Antwerpen, Wismar und Stockholm war die 93'500 einwohnerstarke böhmische Universitätsstadt Hradec Králové der fünfte Austragungsort des gewaltigen Turniers. 14 Nationen (Belgien, Deutschland, England, Frankreich, Irland, Italien, Kroatien, Österreich, Polen, Slowakei, Schweden, Schweiz, Spanien, Tschechien) verwandelten das Turniergelände in kunterbuntes Treiben. Und in mancherlei Hinsicht wurde (erneut) einer oben drauf gesetzt. Das belegen beispielsweise die Anzahl Teilnehmende über die fünf Jahre. Alleine im Einzelturnier stieg die Zahl stetig: 136 (Baden), 196 (Antwerpen), 220 (Wismar), 243 (Stockholm) bis auf nun unglaubliche 280 Einzelspieler*innen in diesem Jahr! Es wurden folglich 140 Felder und entsprechend 140 Kubbsets gebraucht. Das ist einerseits ein grosser finanzieller Aufwand und benötigt anderseits vor allem ganz viel Platz! Dieser Platz stand in Hradec Králové im Stadtnahen Park ideal zur Verfügung. Doch nicht nur Platz ist vonnöten, sondern auch eine funktionierende Infrastruktur, um so viele Leute in nützlicher Zeit zu verpflegen. Man darf dem tschechischen OK vor Ort und der European Kubb Association dahinter auf jeden Fall ein Kränzchen winden, es lief alles absolut reibungslos und top organisiert ab. Eingehaltener Zeitplan, kurze Wartezeiten, grossartiges Essen, perfekte Infrastruktur... Es ist nicht verwunderlich, dass viele Anwesende vom besten Kubbturnier aller Zeiten sprachen. Wenn das mal nicht für sich spricht! Und so stand dem riesigen Kubbfest nichts im Wege. 134 3vs3 Teams, 280 Einzelspieler*innen, 14 Nationen, 1800+ Spiele in zwei Tagen, was für Zahlen! Ob es tatsächlich das grösste Turnier in der Geschichte von Kubb war und ob die 134 3vs3 Teams wirklich Weltrekord sind, muss stark angezweifelt werden, aber auf jeden Fall war es der grösste EKC bisher.

Donnerstag: Warm-up Event und Opening Ceremony

Viele Teams nahmen eine lange Anreise auf sich und die Vorfreude wurde in den sozialen Medien schon Wochen vor dem Event zelebriert. Und so knisterte die Luft richtiggehend, als sich viele der Teams am Donnerstagnachmittag erstmals auf dem Gelände trafen. Die anderen Teilnehmenden wurden beäugt oder geherzt, das Gelände inspiziert und die schöne Doppelarena begutachtet. Und im einen oder anderen Kopf formten sich schon Träume, einmal an diesem Wochenende in dieser Arena auflaufen zu dürfen. Tatsächlich wurde dies dann bald schon zur Realität, wenn auch in etwas anderer Form. Um 18:00 Uhr begann die traditionelle, grosse Opening Ceremony. In mehreren – teils auch sehr emotionalen Begrüssungsreden – wurde die Freude am Kubbsport, der positive Sportgeist und die grossartige Arbeit des OKs und EKAs betont. Auch Offizielle der Stadt Hradec Králové hiessen die europäische Kubbmeute in ihrer Stadt herzlich willkommen und sorgten mit einer höchst treffenden und amüsanten Rede über Mölky, die Aussprache von «Hradec Králové» [ˈɦradɛt͡s ˈkraːlɔvɛː] und Tschechisches Bier für viele Lacher und grossen Applaus. Toll, wenn solch ein Kubb-Event von der Stadt gefördert und gefeiert wird, da haben wir dieses Jahr in der Schweiz ja auch anderes erlebt... Schliesslich begann der traditionelle Einlauf der Nationen. Wie an den Olympischen Spielen liefen die Delegationen aller 14 Nationen in alphabetischer Reihenfolge zu der Nationalhymne in die Arena ein. Frenetisch gefeiert und beklatscht von den anderen Ländern marschierte die Schweizer Delegation als zweitletzte Nation ein. Mit insgesamt 73 Personen stellte die Schweiz neben den einheimischen Tschechen das zweitgrösste Kontigent. 

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Grosser Menschenauflauf während der Opening Ceremony in der Arena

Freitag: Einzelturnier und Gruppenspiele im 6vs6

Einzelturnier
Früh am Freitagmorgen füllte sich der Kubbplatz bereits wieder, das Einzelturnier stand auf dem Programm. Die 140 Felder wurden nun in 8 Runden Schoch kräftig beackert, mit gerade einmal 24 Min. Zeit für zwei Sätze nahm ein dicht getakteter Tag seinen Lauf. Die riesige Zahl an Kubbenden und das hohe Niveau führte dazu, dass es in den kurzen Pausen zwischen den Spielen zu regelrechten Völkerwanderungen kam. Wer beispielsweise auf Feld 21 die Partie deutlich verlor, fand sich im nächsten Spiel auf Platz 92 wieder. Mit der Zeit pendelte sich das Geschehen dann aber ein, auf den vorderen Feldern erkannte man bald die üblichen Verdächtigen. Wobei sich vor allem eines zeigte: Das Niveau war unglaublich hoch, viele der Top-Cracks sprachen vom Turnier mit dem bisher höchsten Niveau überhaupt. Alleine unter die besten 32 zu kommen und sich somit für die K.o.-Phase zu qualifizieren, war eine Herkulesaufgabe. Aus Schweizer Sicht sollte endlich der erste EKC-Sieg im 1vs1 her und nach der Gruppenphase sah es dafür ganz gut aus. Neun Spieler aus der Schweiz schafften den Sprung in die Top 32, so viele wie von keinem anderem Land. Dahinter folgte Belgien mit acht Spielern, sechs davon allerdings unter den Top Ten. Im 1/16-Final kam es leider bereits zu drei Schweizer Duellen. Jacky Suter bezwang Cyrill Flüglister, Nicolas Vögeli schaltete Patrick Rufer aus und Johannes Haslimeier besiegte Christoph Fischer. Von den drei weiteren Schweizern kamen zwei weiter, Lukas Huser verlor seine Partie gegen den Belgier Henk van Vynckt. Für die fünf verbliebenen Schweizer ging es nun im 1/8-Final weiter. Jacky Suter und Marc Binder sicherten sich ein Viertelfinale gegeneinander, beide besiegten dafür mit Jarre Forment und Nicolas Neyt einen Belgier. Nicolas Vögeli seinerseits bekam mit Pascal Meury erneut einen Schweizer vorgesetzt und machte mit ihm kurzen Prozess, während Johannes Haslimeier seine Partie gegen den Lokalmatadoren Peter Forst verlor. So blieben noch drei Schweizer im Rennen um den grossen Einzeltitel. In einem engen Spiel zwang Marc Binder Jacky Suter mit 3:2 in die Knie und sicherte sich damit einen Platz in der Arena. Er blieb damit die einzige Schweizer Hoffnung, Nicolas Vögeli musste sich gegen einen überragenden Petr Forst mit 0:3 geschlagen geben. Und so kam es zu den Halbfinalspielen in der Arena. Und was da an Stimmung abging, war wirklich grossartig! Das lag sicherlich auch daran, dass zwei Einheimische in der Arena auflaufen durften. Petr Forst und Patrik Velc verwandelten die Arena in ein Tollhaus. Angefeuert von einem frenetischen tschechischen Publikum, das auch mit zwei grossen Pauken für Lärm sorgte, zeigten die Beiden Kubb auf allerhöchstem Niveau. Und so mussten mitten in der Tschechischen Party leider die Schweizer 1vs1-Träume begraben werden, Petr Forst schaltete mit Marc Binder den dritten Schweizer in Serie aus. Besonders bitter, Mighty verschoss einen König zum 1:0, letztlich resultierte ein klares 0:3. Noch hatte er aber im Spiel um Platz 3 die Chance, den Medaillengewinn vom letzten Jahr (Silber) zu wiederholen. Gegner war erneut ein Tscheche, Patrik Velc verlor ein fesselndes und hochspannendes Spiel gegen Joakim Ekelöf mit 2:3. Der Schwede hatte sich im entscheidenden fünften Satz den Finisseur mit einem Long-Doubie zum 4er-Finisseur gesichert, welch’ Dramatik! Im grossen Finale zog Joakim Ekelöf – notabene Sieger von 2019, Zweiter von 2022, Dritter von 2023 – dann aber den Kürzeren. Petr Forst, angepeitscht vom grossartigen und lautstarken Publikum, schaffte mit einem hart erkämpften 3:2 tatsächlich die Sensation und sorgte für einen unvergesslichen Heimsieg! 

 
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Die besten Einzelspieler am EKC 2024: 4. Patrik Velc (CZE), 2. Joakim Ekelöf (SWE), 3. Marc Binder (SUI), 1. Petr Forst (CZE)

Gruppenphase 6vs6
Der lange Kubbtag war damit noch nicht zu Ende, denn nach dem Einzelturnier ist am EKC vor dem Sechserturnier. Die Nationen stellten nun ihre Nationalmannschaften. Die jeweils sechs bestklassierten Spieler*innen jedes Landes qualifizierten sich nun für ihre Nationalmannschaft. Weil nicht alle Nationen genug stark vertreten waren und entsprechend nicht 6 Leute stellen konnten, durften die grösseren Nationen ein zweites Team nominieren. Gespielt wurde in vier Vierer-Gruppen, 16 Teams mussten also her. Die Schweiz durfte damit eine zweite Nationalmannschaft stellen. Neben den neun Spielern, die sich für die KO-Runde qualifiziert hatten, vervollständigten die beiden Oltner Patrik Wyss (Rang 34), Fabian Baumgartner (Rang 38) und der Fislisbacher Yves Junkair (Rang 51) die Schweizer Auswahl. Die Gegner in der Gruppenphase für Schweiz 1 lauteten Deutschland 1, Tschechien 2 und Spanien, während es Schweiz 2 mit Tschechien 1, Österreich und Italien zu tun bekam. Nur der Gruppenerste kam weiter, keine einfache Aufgabe also. Doch die beiden Schweizer Teams machten ihre Sache hervorragend. Während sich Schweiz 2 souverän qualifizierte, wurde es bei Schweiz 1 ganz eng. Ein getroffener Basekubb mehr als Deutschland reichte aber zu Halbfinal-Qualifikation. Und so ging der erste Tag mit einem Schweizer Grosserfolg zu Ende. Auch in der Disziplin 6vs6 wartet die Schweiz nach wie vor auf den ersten Turniersieg am EKC. Mit zwei Teams im Halbfinale hätten die Voraussetzungen dafür nun besser nicht sein können. Mit dieser Motivationsspritze liess es sich jetzt beschwingt nach Hause gehen. Bereits um 21:00 Uhr – und damit sogar vor dem Zeitplan – war der erste Tag zu Ende und das Turniergelände leerte sich rasch. Morgen stand schliesslich der grosse 3vs3-Tag auf dem Programm, die vielen Vorsätze und Träume sollten endlich in Tat umgesetzt werden... 


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Die 12 Schweizer, welche die Schweiz in den beiden Nationalmannschaften vertraten.

Samstag: 3vs3-Turnier, Freshman Cup, 6vs6-Finals und Siegerehrungen 

3vs3-Turnier
Nach einer kurzen Nacht füllten sich die Kubbfelder bereits vor 08:00 Uhr morgens – und damit zu einer Kubb-untypischen Zeit – wieder, die vielen motivierten Teams liessen sich die Chance zum Einspielen nicht nehmen. Das grosse 3vs3-Turnier am EKC hat sich rasch zum prestigeträchtigsten Dreierturnier Europas entwickelt. An keinem anderen Event ist die Dichte an Topteams derart hoch. Es ist zudem das Format, das auch in der Liga gespielt wird, weshalb hier eingespielte und erfahrene Teams aufeinander treffen. Auch in diesem Jahr war es entsprechend schwierig, die Top-16 und damit die K.o.-Phase zu erreichen. 75 Teams stellten sich dieser Herausforderung, 17 davon aus der Schweiz. In den letzten beiden Jahren konnte die Kubbtour jeweils das Siegerteam stellen (Breitizone 2022 und Famagusta 2023) und so hatte man sich auch dieses Jahr viel vorgenommen. Die Gruppenphase mit 8 Runden Schoch lief dann aber nicht ganz so wie gewünscht ab. Die drei Teams Dom Lemon, Aaalles guet und Öpfelbaum scheiterten alle knapp, sie hätten in der achten und letzten Runde etwas mehr Punkte gebraucht. Überraschend war auch das Ausscheiden von Titelverteidiger Famagusta und dem letztjährigen Kubbtour-Sieger Tent it up bereits in der Gruppenphase. Sie waren aber in guter Gesellschaft, viele namhafte Teams schafften den Cut in die KO-Phase nicht, als prominentestes Team sicher die Kubb’Ings aus Deutschland. Drei Schweizer Teams schafften letztlich aber den Sprung in die Top-16: Horstcrew (Rang 3), Parate Bees (Rang 5) und Breitizone (Rang 13). Und aus Schweizer Sicht ging es nun erfreulich weiter, alle drei Teams konnten ihr Achtelfinale erfolgreich gestalten und fanden sich im Viertelfinale wieder. Während die Horstcrew mit den Belgiern Against all odds kurzen Prozess machte, mussten die anderen beiden Schweizer Teams gegeneinander antreten. Breitizone schaffte mit einem 2:1 gegen die Parate Bees die dritte Halbfinal-Qualifikation in Serie am EKC! Und so lebte der Traum von einem reinen Schweizer Finale weiter, als die Halbfinalspiele in der Arena starteten. Doch leider sollte es nicht dazu kommen. Zwar siegte Breitizone 3:1 gegen die Schweden Blue/Orange, doch die Horstcrew scheiterte denkbar knapp im Tie-Break an Kubb Monsieur aus Belgien und verlor ein eigentlich schon gewonnenes Spiel mit 2:3. Damit hiess das grosse Finale 2024 Breitizone gegen Kubb Monsieur. Beide Teams wissen, wie man das Turnier gewinnt – Breitizone siegte 2022, Kubb Monsieur gewann 2019 – und sie hatten damit die Chance, zum ersten Zweifach-Sieger des Turniers zu werden. Das Finale verkam dann aber zu einer einseitigen Angelegenheit. Während Breitizone nie so richtig ins Spiel fand, spielten die Belgier gross auf und entschieden das Spiel mit 3:0 für sich. Ausser im Spiel gegen die Horstcrew hatten sie in der ganzen K.o.-Phase keinen einzigen Satz abgegeben. Ganz stark! Nach der leisen Enttäuschung im Finale fiel die Schweizer Bilanz dann doch noch sehr positiv aus, die Horstcrew holte sich mit einem Sieg gegen Blue/Orange den dritten Platz und sorgte wie in den vergangenen drei Jahren für doppelte Schweizer Beteiligung auf dem Podest. Dreimal in Serie stand dabei Breitizone auf dem Treppchen, mit der silbernen Medaille vervollständigten die Zurzacher nun einen kompletten EKC-Medaillensatz. Nur Kubb Monsieur schaffte es in den fünf Austragungen auch dreimal aufs Podest. 

 

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Das Podium im 3vs3 mit doppelter Schweizer Beteiligung: 1. Kubb Monsieur (BEL), 2. Breitizone (SUI), 3. Horstcrew (SUI) 

Freshman’s Cup
Im Freshman’s Cup starteten 59 Teams, sechs davon aus der Schweiz. Besonders den Road Runners, den aktuell führenden der Liga C, durfte viel zugetraut werden. Aber die Schweiz hatte durchaus noch andere Trümpfe in der Hand. Doch dass es schwierig werden würde, sich auch nur zu qualifizieren, war klar. Nach 8 Runden Schoch, kamen nur 8 von 59 Teams weiter, eine anspruchsvolle Aufgabe. Schliesslich schafften drei Schweizer Teams den Cut fürs Viertelfinale, neben den bereits erwähnten Road Runners waren dies Zielwässerli und Tent it up 2. Für die Road Runners war die Reise dann aber zu Ende, sie verloren ihr Viertelfinale gegen die britische Combo Stockholm Syndrome. Die anderen Schweizer Teams trumpften nun aber gross auf. Tent it up 2 – als Achte eben noch so in die KO-Phase gerutscht – schalteten mit den Flodders aus Belgien das führende Team nach dem Schoch-Modus aus und übernahmen damit deren Platz im K.o.-Baum. Die Laufenburger Zielwässerli ihrerseits besiegten das tschechische Team Inkubbus, womit sie ein reines Schweizer Halbfinale in der Arena klar machten. Die beiden Schweizer Teams durften nun also in der Arena vor viel Publikum auflaufen, was sie sichtlich genossen. Sie zeigten ein hart umkämpftes und dramatisches Match, das schliesslich die Laufenburger knapp mit 2:1 für sich entschieden. Der Kubb Club Laufenburg stand damit vor dem grössten Triumph seiner Vereinsgeschichte. Nur noch die Schweden Täby Tigerz stellten sich dem ersten Turniersieg in den Weg. Doch Galby, Hias, Römer und Sylvain von Zielwässerli hatten nun definitiv Lunte gerochen und liessen sich den totalen Erfolg nicht mehr nehmen. Die vier Schweizer besiegten auch die drei Schweden und gewannen damit den Freshman’s Cup 2024. Welch toller Ort für den Premierensieg... Herzliche Gratulation nach Laufenburg zum «kleinen» Europameister-Titel! Die tolle Schweizer Bilanz rundete Tent it up 2 ab. Die Badener holten sich mit einem 2:0 gegen die Briten Stockholm Syndrome den verdienten 3. Platz und sorgten damit für zwei Schweizer Teams auf dem Podest. 

 
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Grosser Sieg für den KC Laufenburg: 2. Täby Tigerz (SWE), 1. Zielwässerli (SUI), 3. Tent it up 2 (SUI)

Finalspiele im 6vs6
Zeit zum Verschnaufen blieb auch nach den Finalspielen im Dreierturnier nicht. Wer sich einen guten Platz um die Arena herum geschnappt hatte, konnte gleich sitzen bleiben. Es ging nun mit den Spielen im Halbfinale 6vs6 weiter. Neben der Schweiz schaffte auch Belgien den doppelten Halbfinaleinzug, die Sieger der vergangenen beiden Jahren (Schweden und Tschechien) waren in der Gruppenphase gescheitert. Und so kam es zu den Duellen Schweiz 1 gegen Belgien 2 und Schweiz 2 gegen Belgien 1. Zudem war auch klar, dass sich hier die Nationenwertung entscheiden würde, die Schweiz lag vor diesen letzten Spielen mit 300 Punkten knapp voraus, genau so viele, wie es mehr Punkte für den Sieg gegenüber dem zweiten Platz gab. Würde es der Schweiz also erstmals gelingen, das Sechserturnier zu gewinnen, hätte sie den dritten Triumph in Serie in der Nationenwertung auf sicher. 

Und Schweiz 1 erledigte den Job im Halbfinale souverän. Mit einem schnellen 2:0 besiegten die sechs Jungs Belgien 2 und schaffte damit die Finalqualifikation. Und so sah es nach 20 Min. Halbfinale aus Schweizer Sicht optimal aus. Schweiz 1 stand bereits im Endspiel und Schweiz 2 lag mit 1:0 in Front und hielt im zweiten Satz gut mit. Doch dann nahm das Unheil aus Schweizer Perspektive seinen Lauf. Zuerst wurde das eigene Spiel fehleranfälliger, während sich die Belgier steigerten und ein 10er-Kubb zum 1:1 eintüteten. Was dann folgte, war die meist diskutierte Szene des diesjährigen EKCs. Beide Teams hatten im dritten Satz noch je einen Basekubb auf ihrer Grundlinie stehen und Fäbu warf die 8 Feldkubbs für Schweiz 2 ein. Sein Einwurf war für einmal wenig kompakt, es mussten nun gute Würfe auf vier Meter folgen. Doch ausgerechnet in diesem Moment verschoss Pädu seinen ersten Wurf und setzte damit noch mehr Druck aufs eigene Team auf. Fäbu nahm nun viel Risiko und traf 4 der 8 Feldkubbs. Doch sofort nach seinem Wurf reklamierten die Belgier einen irregulären Helikopter-Schuss. Nun gingen die Diskussionen los... Hatte der Wurf die zulässigen 30 Grad überschritten? Weder die Liveaufzeichnung noch das zahlreiche Publikum konnten darüber Klarheit schaffen und nach einer langen Pause inkl. Pulknachbau und allerlei Diskussionen wurde der Schuss schliesslich als irregulär eingestuft. Fäbu bekam zwar seinen Wurfstock zurück, doch es gelang der Schweiz – verständlich nach dem langen Unterbruch – nicht, mit den verbliebenen fünf Stöcken den schwierigen Pulk abzuräumen. Im Gegenteil, es blieben 2 Feldkubbs stehen und Belgien 1 konnte folglich problemlos die Finalqualifikation klar machen. Schweiz 2 erholte sich nicht mehr von diesem Nackenschlag und verlor auch den kleinen Final, worauf der undankbare vierte Rang resultierte. Doch der Premierensieg im 6vs6 lag nach wie vor in Reichweite, Schweiz 1 duellierte sich gegen Belgien 1 darum. In einem hochklassigen Spiel agierte Schweiz 1 sehr stark, doch in den entscheidenden Szenen fehlte ein Quäntchen Kaltschnäuzigkeit. Zudem spielten die Belgier nun ganz gross auf, sie überzeugten sowohl am Einwurf als auch mit einer starken Basequote. Letztlich gewannen die Belgier verdient mit 2:0 und liessen die Träume des erstmaligen Schweizer Sechser-Sieges platzen. 

Nations-Trophy, Siegerehrungen und After-Party
Für die Nation’s Trophy bedeutete dies, dass die Belgische Delegation dank dem Sieg im 6vs6 die 300 Punkte Rückstand wettmachen konnte und zusammen mit der Schweiz in der Nationenwertung obenaus schwang. Die Schweiz gewann damit zum dritten Mal in Serie die Nationenwertung – was für eine tolle Konstanz. Belgien seinerseits hatte die ersten beiden EKC-Austragungen gewonnen und steht nun wie die Schweiz bei drei Siegen in fünf Jahren. Damit zementieren die beiden Nationen ihre Vormachtstellung in Kubb-Europa, trotz starker Konkurrenz aus Schweden, Tschechien und Deutschland. Für Deutschland endete der EKC mit dem fünften Rang in der Nationenwertung und keinem einzigen Podestplatz indes enttäuschend. Für die Musik hatten in diesem Jahr andere gesorgt. Insbesondere Marc Binder. Der Zurzacher schaffte es als einziger Spieler am diesjährigen EKC bei allen drei Wettbewerben ins Halbfinale. Und nicht nur dies. In der Arena gewann er dann jeweils eines der beiden Spiele, sodass er am Ende des Turniers zwar ohne Gold dastand, aber mit sagenhaften drei Medaillen (Bronze im Einzel, Silber im 3vs3, Silber im 6vs6) abreisen durfte – sackstark! Auch sehr erfolgreich verlief das Turnier für die drei Jungs von Kubb Monsieur, sie durften sich Doppel-EKC-Sieger nennen (Kenny und Yentel siegten mit Belgien 1 im 6vs6, Nils holte mit Belgien 2 Bronze). 

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Mann des Turniers mit drei Medaillen aus drei Turnieren. Marc Binder von Breitizone.
 

Die Schweizer Bilanz fällt mit dem Sieg in der Nationenwertung natürlich sehr positiv aus, im Gegensatz zu den letzten beiden Jahren fehlt aber ein Sieg in einer der drei grossen Kategorien. Zwar gewann man den Freshman’s Cup, welcher allerdings nicht zu der Nationenwertung zählt. Im Einzel- und im Sechserturnier wartet man auch nach fünf Austragungen noch immer auf den Titel, höchste Zeit, dies nächstes Jahr anzugehen. Apropos nächstes Jahr: On va en France, quelle joie! Am Rande des diesjährigen EKCs wurde bekannt, dass der EKC 2024 in Port-Jérôme-sur-Seine in der Normandie ganz im Norden Frankreichs stattfinden wird. Toll, dass die EKC-Reise durch Europa weitergeht!

Und weiter ging es auch noch am diesjährigen EKC. Nach einer fulminanten Siegerehrung setzte leider der Regen ein und löschte die aufflammenden Partyambitionen im Park ziemlich brüsk. Doch auch darauf war das umsichtige und top organisierte OK selbstverständlich vorbereitet. Unweit des Turniergeländes hatte man einen ganzen Club gemietet, welcher sich ab 23 Uhr langsam aber sicher füllte. Und so konnte, wer noch etwas Kraft in den müden Beine hatte, auf dem Dancefloor die letzten Reserven anzapfen und die intereuropäische Kubbunity feiern. Kubb unites Europe!

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