
Simone Kummer | 10 Oktober 2025
... und die Geschichte wiederholt sich
Als sich am frühen Morgen die Sonne durch den Regen kämpfte und versuchte, die kalte Nacht zu verdrängen, wussten alle Cowboys, Ganovinnen und Kopfgeldjäger: Es ist wieder Mighty-Zeit. Zum zwanzigsten Mal wurde der heilige Gral der Einzelduelle ausgerufen & zum zweiten Mal auf diesem wilden Boden in der Solothurner Prärie. Der Herbst zeigte sich bereits in Höchstform: prachtvoll, unberechenbar und launisch wie ein alter Mustang. Krankheitswellen fegten durchs Land und die Abmeldungen prasselten herein wie fallende Herbstblätter. Doch die Hartgesottenen sattelten trotzdem auf, wer kam, kam mit viel Siegeswillen.
Der Morgen versprach noch Hoffnung und manche glaubten gar, die Wetterpropheten würden sich täuschen. Doch schon bald pfiff der Wind durch die Gassen, der Himmel zog sich zusammen und alle wussten: heute gewinnt, wer dem Sturm ins Auge lacht. Zeit zum Durchatmen blieb keine, die Mittagspause wurde prompt gestrichen, mögliche Duelle vorgezogen und jede Minute genutzt, um den drohenden Wolken ein Schippchen zu schlagen.
Während die grossen Namen in der Hauptrunde ihre Colts luden, kämpften die Sheriffs um ihre eigenen Titel. Deadeye Dye sammelte stolze 22 Sterne, genug, um als schnellster Revolverheld zu gelten. Ihm folgten Backpacker, Blacksmith und der aktuelle und somit Titelverteidiger Sheriff Magic Marco in die Halbfinals. Als Erstplatzierter suchte sich Deadeye Dye seinen Gegner gleich selbst aus, und legte den Sheriff höchstpersönlich aufs Kreuz. Im zweiten Halbfinal lag Backpacker schon 2:0 vorne, ehe Blacksmith das Spiel drehte und mit 2:3 gewann. Im Finale, welches kurzerhand gleich ausgespielt wurde, blieb Deadeye Dye cool, zog seinen Colt und kürte sich zum Sheriff 2025!
-
Deadye Dye
-
Blacksmith
-
Backpacker
-
Magic Marco
Wer dagegen all seine Sterne verzockte, durfte sich einen Galgen schnappen und sich um den Titel des Hanging (Wo)Man duellieren. Es waren leider nur noch wenige, die sich stellten, aber d Mueter vom KCS trotzte Wind und Wetter und spielte unbeirrt weiter, bis sie sich den Titel der Hanging Woman sicherte!
Während nun der Sturm endgültig über die Weide fegte, der Sheriff und die Hanging Woman bereits gekürt worden sind und sich im Trockenen ein Plätzchen suchen konnten, kämpften sich die Duellierenden im Mighty-Tableau Runde für Runde weiter.
Dort folgte bekanntlich alles seinem ganz eigenen Gesetz. Beni The Gun, der legendäre Revolverheld, zog unbeirrt durch die Hauptrunde, bis ihn der Hafenkneipenleiter im «kleinen Final» stoppte und ihn in die Hoffnungsrunde schickte. Während dieser sich jetzt in Ruhe zurücklehnen und seine Gegner studieren konnte, kämpften die übrigen ums Überleben in der Hoffnungsrunde. Dort schickte Bruno aka Wyrewolwerowany Rewolwerowiec Ikarus noch in den Sonnenuntergang, musste sich dann aber dem aktuellen Mighty Boskoop beugen. Beni The Gun holte sich den Sieg über Schagg und Nado stand Croci Torti gegenüber. Dass sich Nado mit ihrer Leistung in die Top 7 kämpfte, ist bemerkenswert, denn seit Jahren hatte keine Frau mehr eine so starke Platzierung im Mighty erreicht. Die letzte Top-12-Rangierung einer Frau war 2018, ebenfalls von Nado und 2014 stand sie gar im Mighty-Finale. Doch 2025 war für sie bei Croci Torti Endstation und damit stand Hafenkneipenleiter vor der Wahl. Schon während des Spiels zwischen Nado und Croci Torti war ihm aber klar, dass er sich eh den Sieger dieses Duells schnappen würde, den aktuellen Mighty oder aber den Mighty-Of-It-All wollte er sich fürs grosse Finale aufsparen.
Das Halbfinale war damit gesetzt: Hafenkneipenleiter vs. Croci Torti, Beni The Gun vs. Boskoop. Die Wahl des Hafenkneipenleiters, sich Croci Torti auszusuchen, hätte beinahe ins Auge gehen können. Croci Torti spielte sein bisher bestes Einzelturnier, erreichte erstmals das Halbfinale und führte dort sogar 2:1, der Finaleinzug war zum Greifen nah. Doch dann wandte sich das Blatt – Hafenkneipenleiter holte aus, drehte das Spiel um und Croci Torti fiel. Boskoop zog im anderen Halbfinal den Kürzeren und so standen sich Hafenkneipenleiter und Beni The Gun im grossen Finale gegenüber. Für manche ein Déjà-vu aus 2017: Denn damals, als Hafenkneipenleiter zum ersten Mal Mighty wurde, stand ebenfalls Beni The Gun auf der anderen Seite des Feldes – und so erfüllte sich erneut das vorgeschriebene Schicksal: Noch bevor Beni The Gun seinen Revolver richtig zücken konnte, machte Hafenkneipenleiter kurzen Prozess. Just in dem Moment, als der Jura im goldenen Licht glühte, fegte er seinen Gegner in gerade einmal fünfzehn (!) Minuten mit 3:0 vom Platz. Ein neuer Mighty war geboren! Auf den dritten Platz spielte sich Boskoop und vollendete damit das Podest.
-
Hafenkneipenleiter
-
Beni The Gun
-
Boskoop
-
Croci Torti
Als das kleine und das grande Finale gespielt, die Sieger geehrt und auch der Regen zurückgekehrt war, liessen die letzten Verbliebenen ihre Gläser klingen. Im Wissen, dass die Kubbsaison sich dem Ende zuneigte und sich nur noch wenige am Masters in Basel wieder sehen würden, wurden schon erste Weihnachtsgrüsse verteilt, bevor dann auch die härtesten Cowboys und Girls wieder raus in die Dunkelheit ritten.