Oliver Spiess | 6 September 2021
Vorentscheidungen am grössten KCUA Cup aller Zeiten?
Das Unmögliche möglich gemacht – eine Titelverteidigung für die Geschichtsbücher
Ein Einzelturnier mit über hundert Teilnehmenden aus aller Welt und direktem KO-Modus zweimal in Folge gewinnen? Bis vor Kurzem schien dies fast ein Ding der Unmöglichkeit. MC Fralu aka. Steven Wornick aka. Lord Baldemort komplettierte dieses Jahr unter letzterem Namen seinen Bâton-d’Or-Medaillensatz, den er mit dem Sieg der ersten Ausgabe 2016 in die Wege leitete, Mettes erreichte 2017 und 2018 zweimal hintereinander das Finale. Abgesehen davon schaffte es bisher aber nicht einmal KCUA-Cup-Legende Beni the Gun, das grösste Einzelturnier der Schweiz überhaupt ein zweites Mal zu gewinnen. Ganz anders sollte es dieses Jahr kommen.
In einer coronaberuhigteren Situation als vergangenes Jahr schafften es Spieler*innen aus fünf verschiedenen Ländern – Belgien, Deutschland, Frankreich, Schweiz und Tschechien – ins verschlafene Aargauer Dörfchen Leuggern, deren Bevölkerungzahl übers Wochenende wieder einmal kurzzeitig um 25% anstieg. Und zum ersten Mal überhaupt fand dieses Jahr auch der Bâton Rouillé statt, das Einzelturnier für die in den ersten zwei Runden des Bâton d’Or unglücklichen Ausgeschiedenen und glücklichen Flitzis, die auch nach einer Niederlage nochmals an die Stöcke durften. Wohl eher weniger freiwillig nutzten diese Chance etwa der vorab zweitgesetzte Buschi, aber auch andere topgesetzte Spieler wie David Vlčěk (10), King Roy (11), Tschepetto (14), Pepe (20) oder Mad Maks (22). Erstere beiden tauten danach auf und wurden ihrem Seeding schon eher gerecht: Der Tscheche David Vlčěk triumphierte im kleinen Finale gegen Aline, die zuvor noch die Mitfavoriten Tschepetto, Jens und Nonjimm eliminierte. Im Spiel um den Turniersieg lieferten sich Gesus300 und Buschi ein zechengezeichnetes Duell, das dem von Kubbmech Filë gefertigten Pokal wohl nicht ganz gerecht wurde. Thematisch standen die beiden mit etwas eingerostet wirkenden Kubbhändchen aber ganz im Zeichen des Turniernamens. Das rund zweistündige Spiel endete denn auch den Umständen entsprechend: Mit einem verfrühten Frustwurf auf den König schenkte Buschi seinem Vereinskollegen gleich den Turniersieg.
Mit umso höherem Niveau nahm der Bâton d’Or seinen Lauf, was auch die Favoriten zu spüren bekamen: Beni then Gun als Erstgesetzter musste sich gegen den Belgier De Warre trotz haufenweise verschossener Königswürfe desselben (bei der Viertelfinalniederlage gegen Drunken Monkey war es gar in jedem Satz mindestens einer) aus dem Turnier verabschieden, überhaupt schafften es nur zwei der ersten zehn im Seeding in die Halbfinals: Lord Baldemort (6) traf dort auf den Sparringspartner (23), während Drunken Monkey (7) gegen den Vorjahressieger Boskoop (13) ran musste. Spätestens hier musste sich dieser zwischen der Widerlegung seiner Understatements und dem Einzug ins Finale entscheiden und wählte Letzteres; mit einem 3:0 liess er dem Gegner der Kubb’Ings keine Chance. Im anderen Spiel verhinderte der Oltner Sparringspartner ein Schicksal wie 2018 mit dem vierten Platz und verwies Sprezzaturafranz ebenfalls klar mit 3:0 ins kleine Finale. Dort komplettierte dieser wie erwähnt seinen Leuggener Medaillensatz, alle Augen konnten auf das grosse Finalspiel gerichtet werden. Der angereiste Kubbzirkus wurde auch hier nicht enttäuscht: Kurz vor zwei Uhr kürte sich Boskoop mit einem 3:1 auf hohem Niveau zum Sieger des Bâton d’Or und machte das nach eigenen Worten schier Unmögliche möglich: die Titelverteidigung am grössten Einzelturnier der Schweiz! Gebührend belohnt wurde die ausserordentliche Leistung dann an der Sieger*innenehrung am Samstag: Der Kubbkönig von Leuggern wurde nicht nur auf die Hände seiner Fans gebettet aufs höchste Podesttreppchen getragen – danach durfte er auch gleich einen eher unfreiwilligen Sprung ins kühle Nass des dieses Jahr neueröffneten KCUA-Pools machen.
Kubbtourpunkte bis zum Abwinken
Nachdem sich Boskoop am Vorabend bereits in der Einzelkubbtour von der Konkurrenz absetzte – über 130 Punkte beträgt sein Vorsprung, nachdem die fürs Ranking an der Spitze relevanten Kontrahent*innen am Vorabend nicht allzu viel zeigten –, ergab sich wie jedes Jahr auch bei dieser Ausgabe des KCUA Cups die Chance, durch einen Sieg des zweitgrössten Turniers in der Geschichte der Kubbtourära massiv an Punkten auf der Teamkubbtour zuzulegen. (Darüber, ob an der legendären Murtener Swisskubb Challenge in grauer Vorkubbtourzeit tatsächlich einmal über 120 Teams antraten, scheiden sich die Kubbgeister. Der damalige Turnierorganisator war für eine Auskunft leider nicht zu erreichen. Gesichert ist: Im Jahr 2010 meldeten sich dafür über 180 (!) Teams an – die Teilnehmendenlimite war jedoch auf 96 beschränkt). Von den 113 Teams massen sich 75 im Sieger-der-Herzen-Turnier, 38 im KCUA Cup. Wie gewohnt starteten die beiden Turniere zeitversetzt im Schochmodus; sieben Spiele standen für die Teams an. Es war nach dem sonnenbeglückten Finisseur eines der seltenen Kubbwochenenden dieses Jahres, das auf sommerliche Temperaturen zählen durfte. Entsprechend gut gelaunt versammelten sich die Kubbspieler*innen zum Mittagsplausch unter den Pergolen, auf der Speisekarte standen die inzwischen legendären Älplermakkaronen von Vögi und die weitere Hausspezialität Soljanka; Würste vom Grill und ein Salatbuffet komplettierten das Angebot.
Auf den Spielfeldern stach im KCUA Cup vor allem das wie erwartet ausgeglichene Niveau ins Auge: Mit so vielen internationalen Topteams dauerte es gerade mal drei Runden, bis kein einziges Team mehr die maximal mögliche Punktzahl aufweisen konnte, nach der zweiten gelang dies immerhin noch Öpfelbaum. Viele unentschiedene Spiele machten die Ausgangslage also für so einige Teams im Grenzbereich spannend (20 von 38 Teams qualifizierten sich für die KO-Phase), und dennoch zeichneten sich die Niveauunterschiede auf dem Papier am Ende der Vorrunde auch in der Rangliste relativ wie erwartet ab, lediglich Ed Waldstrøm und den Chouffekubbers 1 wurde am Ende bei Punktegleichstand mit den Plätzen 19 und 20 der Buchholzwert zum Verhängnis.
Im Doppel-KO der Sieger*innenrunde duellierten sich nun die vier besten Teams um den direkten Einzug ins Halbfinale; während Öpfelbaum als Schocherstplatzierte gegen Kubb & JJ’Ings die Segel streichen mussten, setzte sich die Breitizone souverän gegen Twenty David BGN durch. In der Folge liessen die KCUA-Cup-Legenden auch den Vorjahressiegern Kubb & JJ’Ings keine Chance und zogen mit einem 3:0 zum siebenten (!!!) Mal in neun Ausgaben des KCUA Cups in die Halbfinals ein. Dort durften sie sich dann auch ihre Gegner wählen – im Gegensatz zu Twenty David BGN und Kubb & JJ’Ings schaffte es aus den Top 4 nach der Vorrunde nur Öpfelbaum nicht in die Halbfinals; ersetzt wurden die Stettener durch die Bezwinger (Sprezzatura) ihrer Bezwinger (Parate Kids). Die Entscheidung der Breitizone, gegen die Belgien-Deutschland-Combo Twenty David BGN zu spielen, erwies sich als goldrichtig: Mit 3:0 fegten sie das Belgian-German-Network (BGN) vom Platz, dem fünften KCUA-Titel schien fast nichts mehr im Wege zu stehen – ausser den Bruggern von Sprezzatura, die ihrerseits Kubb & JJ’Ings die Titelverteidigung vermiesten. Während sich Letztere im kleinen Final noch auf den vierten Platz verweisen liessen, stieg die Stimmung um die Finalarena ins Unermessliche – nicht umsonst musste Halbfinalist Beni the Gun noch während des Spiels selbst die Handykamera zücken, um die minutenlange Laola-Welle, die im dritten Satz durch das Publikum rauschte, festzuhalten. Was für eine Kulisse!
Im ersten Satz des grossen Finales machte zuerst die Breitizone mächtig Dampf; Winnie und Beni the Gun hätten vier Stöcke gehabt, um den letzten Feldkubb, den verbleibenden Basekubb und den König umzuschmeissen. Doch ein Nuller auf vorne und einer auf hinten wurden gnadenlos bestraft, die Sprezzis konterten gleich mit dem 8+2er-Finisseur. Auch im zweiten Satz schien Breiti wieder einen Schritt zu spät. Nur noch einen Kubb hatten die drei Jungs auf ihrer eigenen Base, als sie den ersten auf der gegnerischen Seite umwarfen. Doch so lange dieser erste auf sich warten liess, so schnell waren alle anderen weg: Mit einer 4+5er-Runde räumte Breitizone in einem Glanzmoment die gesamte Base und setzte sogleich mächtig Druck auf. Sprezzatura liess sich jedoch nichts anmerken und doppelte mit dem Einerfinisseur sogleich zum 2:0 nach. Was im dritten Satz folgte, lässt sich mit den Worten der KCUA-Kamerafrau Rebi gut beschreiben: «Totalausfall!» Nach einem vergebenen Sure Shot vonseiten Breitizone wäre es die Möglichkeit gewesen, den Sack zuzumachen, doch es folgte: ein falscher Hase. Diese Chance liess sich Breiti nicht nehmen, 2:1. Im vierten Satz schienen dann die Wogen geglättet. Während Breitizone sowohl auf vorne als auch auf hinten eher durchschnittlich spielte, zogen es die Sprezzis dieses Mal durch und holten sich verdienterweise den 3:1-Sieg.
Im Sieger-der-Herzen-Turnier – mit 75 Teams aus vier Ländern mit Abstand das grösste und wohl auch internationalste Funturnier aller Zeiten – rüttelte die KO-Phase die vorherige Rangliste nochmals gehörig durch. In den Halbfinals standen nach den Achtel- und Viertelfinals nebst AKK-47 (Schoch-1.) und dem Dösus Kubb Clan feat. Bobby (Schoch-3.) auch die Teams Wunderholz und Shoot first aka Hässig, die nach den sieben Runden im Schochmodus vergleichsweise noch knapp weiterkamen (Plätze 7 und 12). Am Ende waren es dann aber dennoch die erfahrenen Kubber*innen des Dösus Kubb Clan, die den Pokal in die Höhe stemmen durften. Im Finale bezwangen sie das Solothurner Team Shoot First aka Hässig. Im kleinen Finale schnappte sich Wunderholz den dritten Rang vor AKK-47. Nach einem von Sonnenschein, heissen Temperaturen, harten Battles und emotionalen Spielen geprägten Kubbwochenende stand nun nur noch zweierlei auf dem Programm: Nachdem sich die erfolgreichen Kubber*innen am grössten Turnier des Jahres auf dem Podest und vor spektakulärem Feuerwerk gehörig abfeiern liessen, verschob sich der Schwarm ins Partyzelt, wo DJ Chaque ein weiteres Mal die hölzernen Riesenkönige zum Schwanken und die Meute zum Tanzen (oder umgekehrt) brachte.
Und so kam es in der Kubbtour schliesslich wie prognostiziert: Sprezzatura, die Sieger des KCUA Cups, setzen sich mit den Punkten, die sie nachhause nehmen, auch gleich an der Kubbtourspitze fest, gefolgt von den Zweiten aus Leuggern, Breitizone, mit rund 140 Punkten Rückstand. Die vormaligen Leader von Öpfelbaum befinden sich immerhin noch auf Rang 3, mit über 200 Punkten zurückliegend gliche ein Kubbtoursieg aber einer Sensation (es sind noch vier Turniere zu spielen, insgesamt wird es bei vier Turniersiegen schätzungsweise maximal 400 Punkte zu holen geben). Mit Spannung darf auch schon ins Jahr 2022 vorausgeblickt werden: Es wird nach den ersten neun Ausgaben die zehnte und somit Jubiläumsausgabe des KCUA Cups sein. Nachdem der Zeitplan und die Organisation dieses Jahr so reibungslos wie selten bei einem Turnier dieses Ausmasses vonstatten gingen, dürfen wir gespannt sein, was uns bei diesem runden Geburtstag erwarten wird. Doch vorerst zieht die Kubbtour weiter ins schmucke Barockstädchen: Das nächste Turnier wird kommenden Samstag der Öufi Cup in Solothurn sein, es sind immer noch Startplätze zu vergeben.
Boskoop (Öpfelbaum I) | Winner | 220 | |
Sparringspartner (Horstcrew) | Final | 110 | |
Lord Baldemort (Sprezzatura) | 3. Platz | 74 | |
Drunken Monkey (KubbIngs) | Halbfinal | 55 | |
Kubb Elch (Beeyond) | Viertelfinal | 28 | |
Hafenkneipenleiter (Tent it up I) | Viertelfinal | 28 | |
Schagg (Sprezzatura) | Viertelfinal | 28 | |
De Warre (Dissers Upgraded) | Viertelfinal | 28 | |
Dr. Grapevine (Schindhard) | Achtelfinal | 14 | |
Humneisgi (White Socks) | Achtelfinal | 14 | |
Gravensteiner (Öpfelbaum I) | Achtelfinal | 14 | |
Voegi18 (Beeyond) | Achtelfinal | 14 | |
Waveman (De Giuseppe und sini Kubbcrew) | Achtelfinal | 14 | |
Anfa Woods (Tigers Wood) | Achtelfinal | 14 | |
Miss Sophie (Ed Waldstrøm) | Achtelfinal | 14 | |
Meury (Whiskyboys) | Achtelfinal | 14 | |
B Trunken (Kubbless) | 1/16-Final | 7 | |
Tatanka (Tent it up I) | 1/16-Final | 7 | |
Mommy (Twenty David BGN) | 1/16-Final | 7 | |
Trainingsweltmeister (KubbIngs) | 1/16-Final | 7 | |
Adi M (.DAS) | 1/16-Final | 7 | |
Ole Olaf (Kubb Kubb Hurra) | 1/16-Final | 7 | |
Beni the Gun (Breitizone) | 1/16-Final | 7 | |
JJ (Rope-A-Dope) | 1/16-Final | 7 | |
Pisch (Team Harris) | 1/16-Final | 7 | |
Cheneraal (Tulpe) | 1/16-Final | 7 | |
Wolli (Kubb Kubb Hurra) | 1/16-Final | 7 | |
DriiiiiiBiiiiii (Kubbaner II) | 1/16-Final | 7 | |
Lim Shady (Parate Kids) | 1/16-Final | 7 | |
Patrik Velc (Kubb klub Police ) | 1/16-Final | 7 | |
Pillemann Otze (Kubbless) | 1/16-Final | 7 | |
Don Fabiano (Horstcrew) | 1/16-Final | 7 |
Sprezzatura | Winner | 226 | |
Breitizone | Final | 113 | |
Twenty David BGN | 3. Platz | 76 | |
Kubb & JJ Ings | Halbfinal | 57 | |
Dissers Upgraded | Drittelfinal | 38 | |
Kubb Monsieur | Drittelfinal | 38 | |
Parate Kids | Drittelfinal | 38 | |
Beeyond | Schstelfinal | 19 | |
Ueli Bier und Tannenzäpfle | Sechstelfinal | 19 | |
Horstcrew | Sechstelfinal | 19 | |
Päcklidienst | Sechstelfinal | 19 | |
Öpfelbaum I | Sechstelfinal | 19 | |
Bootfägers | Rang 12-20 | 12 | |
Kubb klub Police | Rang 12-20 | 12 | |
Chouffekubbers | Rang 12-20 | 12 | |
Capunzlis Narre uf em Charre | Rang 12-20 | 12 | |
Tent it up I | Rang 12-20 | 12 | |
LAGER | Rang 12-20 | 12 | |
Tigers Wood | Rang 12-20 | 12 | |
.DAS | Rang 12-20 | 12 | |
Ed Waldstrøm | Rang 21 | 11 | |
Kubbaner II | Rang 22 | 10 | |
Chouffekubbers 1 | Rang 23 | 10 | |
Hägar 3.0 | Rang 24 | 10 | |
Mr träffed | Rang 25 | 9 | |
Team Rocket | Rang 26 | 9 | |
Woodookubber | Rang 27 | 9 | |
Unterholz | Rang 28 | 8 | |
Kubb n Ales | Rang 29 | 8 | |
Kubbaner I | Rang 30 | 8 | |
Kubb Kubb Hurra | Rang 31 | 7 | |
51 North United | Rang 32 | 7 | |
Desire for Popes Spit | Rang 33 | 7 | |
Langsamstyle | Rang 34 | 7 | |
Tulpe | Rang 35 | 7 |